Außergewöhnliches Kulturfest zum “grenzgänge”- Abschluss Märkische Kulturkonferenz hatte in die Museen der Stadt Lüdenscheid eingeladen – Westfälische Rundschau 01.10.2002
Von Monika Salzmann
Märkischer Kreis. Anspruchsvoll das Programm, experimentierfreudig die Künstler und Außergewöhnlichem aufgeschlossen das Publikum: Rund 500 Besucher zog das große Kulturfest der Märkischen Kulturkonferenz (MKK), Höhepunkt und Abschluss „grenzgänge“ anlässlich des 25-jährigen Bestehens die MKK, in den Museen der Stadt Lüdenscheid in seinen Bann.
Für die ganze Familie, Kids wie Eltern gleichermaßen, hielt die Veranstaltung, die vom frühen Nachmittag bis in den späten Abend hinein Grenzgänge zwischen bildender Kunst, Literatur und Musik „wagte“, Highlights in petto. Im ganzen Haus- in der Eingangshalle und im alten Sitzungssaal ebenso wie in der Ausstellung Kinetik und im Garten. galt es, zwischen den Sparten Bemerkenswertes zu entdecken. Mit „llluminaren Klangspektren – IlluminaResonanzen“, ein faszinierendes Erlebnis und gleichsam Höhepunkt der Veranstaltung, waren neben den „grenzgängen“ auch die LichtRouten auf Stippvisite im Haus. Viele ehemalige Stipendiaten feierten mit der MKK ein gelungenes Fest mit anspruchsvollem Programm. Mit Blumen bedankte sich Klaus Crurnmenerl, Vorsitzender der MKK, in seiner Begrüßung bei Alexandra Hupp vom Märkischen Kreis und Stadtbüchereileiterin Franziska Altenpohl für die treffliche Organisation des gesamten „grenzgänge“-Projekts. Auch zum Rundgang durch die Ausstellung „grenzgänge“, Teil des Kulturfests und sowohl im Museum als auch in den Räumen der Städtischen Galerie zu erleben, lud er ein. „Himmelssignale“ der etwas anderen Art (Rochus Aust) – die Trompete an Auge, Ohr und Nase, Klanginstrument die Stimme – gaben augenzwinkernd den Startschuss für Kultur in ihren vielfältigsten Erscheinungsformen. Workshops und spannende Angebotes sorgten dafür, da s Langeweile ein Fremdwort für die kleinen Kulturgäste blieb. Von einer römischen Schreibwerkstatt mit Maria Regina Kaiser, in der es fantasievoll Geschichten auf Papyrus festzuhalten galt, bis zum Glanzlichter-Basteln mit Michaela Ernst und zur Chorprobe mit Volker Freibott hatten die Kids die Qual der Wahl. Daneben lockten Lok- Geschichten mit Ingeborg Groll in die Eisenbahn – und im Garten führten die mobile Musikbaustelle „Klangkanal“ nebst Riesen-Mikado die jungen Gäste an die Kultur heran. Karikaturist Arnd Hawlina hielt mit spitzer Feder Momentaufnahmen fest. Burgfräulein sammelten für die Märkische Kulturstiftung Burg Altena. Gewohnt charmant führte Museumsleiter Dr. Eckhard Trox die Besucher, die sich nach zögerlichem Start doch zu Hunderten in den Museen einfanden, durch ein Programm, das mit Ungewöhnlichem nicht geizte. Mit recht eigenwilligen Kommunikationsstrukturen konfrontierten das „Palmtag-van-Bebber“ und Schüler der Adolf-Reichwein-Gesamtschule das Publikum beim klangvollen Durchschreiten der Eingangshalle. Diffizile Geräusche auf echten und unechten Instrumenten, mit Stimme und Lauten, forderten ein Sich- Einlassen auf überraschende Klangmischungen und Klangerfahrungen ein. Kathrin Hirzel, Nina Reddig und Zé do Rock führten Musik und Literatur zueinander. Mit (Barock-) Sonate und Ricertata von Domenico Galli und Giovanni Battista Degli Antoni verwöhnte Kathrin Hirzel auf ihrem Violoncello das Ohr. Nina Reddig entführte mit Sonaten von Bach und Ysaye in die höheren Sphären des Violinspiels. Zur witzig-rasanten Lesung von Zé do Rock, den Tücken der deutschen Sprache auf der Spur, mehr Performance denn Lesung, stand das reizvolle Musikerleben in wirkungsvollem Kontrast. „llluminare Klangspektren – llluminaResonanzen“ zogen in der Kinetik in ihren Bann. Dicht drängten sich die Besucher, um den sich fortwährend verändernden Prozessen von Tom Grolls thermischen Lichtobjekten und den Klangspektren von Frank Zahels Ensemblewerk für Klavier, Schlagwerk, Dirigent und fünf bis 15 Musiker zu folgen. Miteinander verwandt, ohne ihre Eigenständigkeit aufzugeben, entwickelten Kunst und Musik ihren bezwingende Kraft. Chaoszuständen blieben beide Sparten auf der Spur. Ausgangspunkt der visuellen Kunst: Fotografien von Explosionen, allmählich (Gegensatz Geschwindigkeit – Langsamkeit) unter schmelzender Wachsschicht zu entdecken. Grundgedanke der Musik: Ordnung und Chaos mit Improvisation innerhalb der Komposition und sich zwischen den Notenständern bewegenden Akteuren. Ein eindrucksvolles Erlebnis! Mit Rochus Aust (Trompete) und Rita Bieliauskaite (Gesang). Ausgefallenes von Vykintas Baltakas im Gepäck, und Nina Janßen (Klarinette), virtuose Interpretin von Pierre Boulez „Domain“, steuerte die Veranstaltung auf einen weiteren Höhepunkt zu.