westfaelische-rundschau-19-09-2002-galeriefest-ein-abend-fuer-die-sinne-veranstaltung-im-grenzgaenge-programm

lSERLOHN. (kathi) Einen Abend für die Sinne erlebten die Besucher der Städtischen Galerie am Samstag. Im Rahmen des „Grenzgänge“-Programms der Märkischen Kulturkonferenz fand ein Galeriefest statt, bei dem die verschiedenen Kunstgattungen zusammenfanden: Literatur, bildende Kunst und Musik waren hier vertreten. Dabei waren Lesung. Ausstellung und Klangperformance alle auf ihre Art ungewöhnlich. So die Lesung von Zé do Rock, die schon eher einem Vortrag ähnelte: Der diesjährige Stipendiat der MKK im Bereich Literatur las nicht bloß aus seinen Büchern vor. Er begrüßte seine Zuhörer auf Japanisch, um ihnen dann „ultradoitsh“, „wunschdeutsch“, „siegfriedisch“ und „kauderdeutsch“ans Herz zu legen. Es handelt es sich zum einen um in Rechtschreibung und Grammatik vereinfachte Sprachformen. die der weit gereiste Brasilianer, der deutsch „nicht schwierig und exakt sondern total chaotisch“ finde, in seinen Büchern „fom winde ferfeelt“ und dem „autobiografischen Science Fiction“ „ufo in der küche“ darlegt. In seinem dritten Buch „Deutsch gutt sonst Geld zuruck“ wurde ihm das aber zu öde; hier verkomplizierte er die Sprache wiederum. In der Galerie ließ er das Publikum darüber abstimmen, wie ihr „wunschdeutsch“ aussieht, also welche Regeln der deutschen Orthografie sie gerne revolutionieren würden. Danach stand die bildende Kunst auf dem Programm. Die Besucher wurden von Klaus Danne und Werner lsenberg vom MKK-Vorstand begrüßt und eingeladen, sich nicht nur die Fotos-und Installationen anzusehen, sondern auch mit den Künstlern zu sprechen. Wie Zé do Rock waren nämlich auch Judith Samen und Tom Groll, Stipendiaten dieses und letzten Jahres, zum Galeriefest gekommen. So konnte man sich mit der Düsseldorfer Künstlerin über ihre großen Fotoinszenierungen unterhalten oder den Lüdenscheider Groll zur Technik seiner „Insichtbarkeiten“, fotografisch thermischer Installationen, bei denen aus sich verflüssigendem Wachs fotografische Bilder auftauchen, befragen. Untermalt wurde das Ganze von experimenteller Musik. Paul Fuchs, Bildhauer und Klangkünstler, brachte an seinen ausgefallenen Klangskulpturen Metall zum Vibrieren, Holz zum Summen und Hohlkörper zum Klingen. Hariolf Schlichting, der 1981 das Märkische Stipendium für Musik erhielt und mittlerweile Professor für Viola und Kammernmusik in München ist, setzte Gegenakzente mit der Geige. Nach diesen ungewöhnlichen aber doch sehr eindrucksvollen Klängen, fand der gelungene Abend erst spät seinen Ausklang.