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Von Corina Turner

Altena. In Millimeterarbeit wird ein riesiger Projektor in einen Bauwagen Im Behördenparkhaus bugsiert; am Drahtmuseum entsteht ein Klangtempel mit schwingenden Blechen und klingenden Steinen: Seit Tagen und zwei Nächten arbeiten die Künstler rund um die Burg auf Hochtouren, damit das Kulturspektakel der Märkischen Kulturkonferenz heute Abend atemberaubend wird.

Fest steht: Den Besuchern werden Augen und Ohren übergehen. Lichtkünstler Andreas Kaufmann ist seit Mittwoch in der Stadt, im Laderaum seines Mercedes-Transporters ein Riesen-Projektor. Die Techniker müssen für den Einsatz des 6000-Watt-Gerätes 63 Ampere in den Bauwagenlegen. „Damit versorgen wir sonst den kompletten Burgrock.“ Der erste Akt ist der Aufbau im engen Bauwagen. Viele Hände werden benötigt, aber es ist zu wenig Platz für alle. „Wenn wir den Stecker einstecken, wird es in ganz Altena dunkel“, frotzelt jemand. Nichts dergleichen. Allein der Projektor bleibt zunächst dunkel. Es gibt Probleme mit der Verkabelung. Nach zwei Stunden folgt der große Moment: Das Gebläse fährt hoch, das Licht geht an, wird immer heller und erreicht den Burgberg. Andreas Kaufmann legt ein 18 x 18 cm großes Dia ein. Die Show ist perfekt. Von rechts ist die Figur am deutlichsten zu erkennen, innerhalb des Projektors wähnt sich der Betrachter in einem Lichttunnel. Der Künstler hat nicht zu viel versprochen mit seiner Aufforderung, sich die ISO Meter hohe Projektion auf dem Burgberg in den nächsten drei Nachten am besten „zu erwandern“. Wenige hundert Meter entfernt, im Hof des Drahtmuseums, wieder Kunst anderer Art: Paul Fuchs und Hariolf Schlichtig sprechen zu den Augen auch die Ohren an. Beim Eintritt in ihren Klangtempel sind Industrierhythmen und klassische Töne zu hören, virtuos harmonierend. Die Künstler stehen in einem Wirrwarr von Kabeln. Denn Paul Fuchs steuert die Industrieklange über Stromimpulse, die er mit d er Hand an einem kleinen Schaltpult mit Magneten aus lös t. Die Finger fliegen nur so hin und her, die Töne folgen, Bronze- und Stahlbleche, Stein-Xylophon und Ballastsaiten arbeiten in der Klangfolge, die Paul Fuchs – gelernter Bildhauer – vorgibt.

Mittendrin steht Hariolf Schlichtig wie ein Fels in der Brandung – die Augen geschlossen, die Bratsche unterm Kinn. Der Bogen in seiner Hand streicht sanft über die Seiten. „Seit zwei Tagen nehmen wir die Atmosphäre dieses Hofes in uns auf, damit Freitag alles passt“, erzählen die beiden später. Sie proben und improvisieren, stundenlang.

Vier Kulturstationen in der Stadt

Die Klangkünstler und Andreas Kaufmann sind heute abend zwei von vier KulturStationen in der Stadt. Das Programm im Überblick: 18.30 Uhr und 19.45 Uhr Konzert Giardino musicale auf der Burg, ab dann durch gehend Skulptur von Hannes Forste, auf dem Burg-Rundweg, 19.45 Uhr und 20.45 Uhr Improvisieren Hariolf Schlichtig und Paul Fuchs im Hof des Drahtuseums, 20.30 bis 22.20 Uhr Lesung mit Zé do Rock im Eiscafé an der Mittleren Brücke, ab 22 Uhr Lichtskulptur von Andreas Kaufmann auf dem Burgberg. Zwischen den Stationen kann ein Busshuttle benutzt werden.