westfaelische-rundschau-12-09-2002-mitreissende-spiellaune-jugendsinfonieorchester-entfacht-feuerwerk-konzert-im-kulturhaus-im-rahmen-der-grenzgaenge

Von Monika Salzmann

Märkischer Kreis. Junge Virtuosen in mitreißender Spiellaune, ein hochkarätiger Solist und ein Programm, das betörte: Standing Ovations „verdiente“ sich das Märkische Jugendsinfonieorchester am Sonntagabend im gut besuchten Kulturhaus, im Rahmen der „grenzgänge – Zwischen Kunst, Musik und Literatur“ auf Einladung des Märkischen Kreises und der Märkischen Kulturkonferenz in Lüdenscheid zu Gast.

Aus einem Guss das anspruchsvolle, mit Bravo-Rufen gefeierte Sinfoniekonzert. Zwei Zugaben waren „Pflicht“ für die jungen Künstler. Unter Leitung von Christopher Wasmuth, der seine Musiker souverän durch den Abend führte, galt das Augenmerk des Märkischen Jugendsinfonieorchesters dem Musikdrama Richard Wagners und – mit der Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88 – einem Höhepunkt in Antonin Dvoraks sinfonischem Schaffen. Mit Bassbariton Ralf Lukas, 1988 mit dem Märkischen Stipendium für Musik ausgezeichnet und seither – unteranderem – sowohl mit den Wiener Philharmonikern unter Lorin Maazel bei den Salzburger Festspielen als auch mit den Berlinern Philharmonikern unter Claudio Abbado in Japan erfolgreich, bereicherte ein Ausnahmesänger das Geschehen. Brillant, mit welcher Inbrunst und Ausdruckskraft der vielfache Preisträger internationaler Wettbewerbe Wagners „Walküren“-Wotan sang – und mit dem jungen Orchester harmonierte. Schon mit Richard Wagners Siegfried-Idyll stellten sich die Musiker – technisch über jeden Zweifel erhaben – ein Zeugnis erster Güte aus. Einfühlsam, in sanftem, geschwungenen Tonfall, näherten sie sich dem poetischen, effektvollen Werk, das Wagner 1870 zum Geburtstag seiner Frau Cosima schrieb, durchaus, obgleich sich Themen der „Siegfried“ – Oper darin finden, als eigenständige Komposition anzusehen. Dem „Walküren“-Wotan ebnete das eingängige, stimmungsvolle Stück fulminant den Weg. Hervorzuheben die kleine, feine Bläserbesetzung . Mit Wotans Abschied und Feuerzauber drangen das Orchester und Solist Ralf Lukas tief in das Musikdrama Richard Wagners ein. Kraftvoll, leidenschaftlich und hoch dramatisch, greifbar Schmerz, Zerrissenheit und Trauer, schilderten die Musiker tragisches Geschehen. Die Tragödie Wotans, der seinen Sohn Siegmund verliert und seine Tochter Brünhilde bestrafen muss, war nah, fassbar und anrührend präsent. Herrlich erhob sich die Stimme des Solisten über das erweiterte, mit zwei Harfen und großer Bläserbesetzung agierende Orchester. Ausdrucksstark, klar die Aussprache, wunderbar die Intonation, verlieh er Wotans Abschiedsschmerz Größe und Gewicht. Nicht von ungefähr hatte Ralf Lukas 2001 mit seinem ersten kompletten Ring-Zyklus in Münster Erfolg. Mit Dvoraks achter Sinfonie, neben der neunten Höhepunkt seines sinfonischen Schaffens, wandte sich das Orchester einem äußerst populären, durch seinen melodischen Schmelz, seine einnehmende Gelassenheit und raffinierte Instrumentation beliebten Werk zu. Der reichen, überbordenden Erfindungskraft Dvoraks folgend, begaben sich die Musiker auf fantasievolle Pfade. In vier Sätzen – variationsreich der Kopfsatz, kunstvoll das Adagio, melancholisch angehaucht das Scherzo und ein Feuerwerk das Finale – spielten sich die Künstler in die Gunst des Publikums. Frenetischer Beifall ließ nicht auf sich warten.