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Leona Stahlmann erhält Stipendium. IKZ 24.09.2021

Iserlohn.  Bei der Auswahllesung der Märkischen Kulturkonferenz siegte die Autorin Leona Stahlmann mit ihrem Debütroman „Der Defekt“.

Bücherei-Leiterin Gudrun Völcker begrüßte die Literaturliebhaber: „Ich freue mich über ein volles Haus bei der ersten Lesung nach eineinhalb Jahren Corona-Pause.“ Bei der Auswahllesung für das Stipendium der Märkischen Kulturkonferenz (MKK) mit drei Aspiranten, die in alphabetischer Reihenfolge jeweils 20 Minuten Zeit hatten, ihre Texte zu präsentierten, drei höchst unterschiedliche Textsorten auf durchweg hohem Niveau. Ihr Publikum bestand größtenteils aus Literaturkursteilnehmern des Märkischen Gymnasiums und einem Stammpublikum der Bücherei. Aufgrund des großen Interesses mussten alle Anwesenden aus Vorsichtsmaßnahme ihren Mund-Nase-Schutz aufbehalten.

Die Jury der MKK, bestehend aus Katharina Döhring (MGI) Franziska Altenpool (Lüdenscheid), Prof. Dr. Michael Niehaus (Hagen), Prof. Dr. Armin Schäfer (Bochum) war sich mit dem Publikum einig. Leona Stahlmann erhält das mit 12.000 Euro dotierte Stipendium für ihren Debütroman „Der Defekt“. Seit ihrem Literatur- und Buchwissenschaftsstudium lebt und arbeitet Leona Stahlmann als freie Autorin, Literaturkuratorin und Veranstalterin in Hamburg. Die 1988 geborene Autorin erzählte bei der Lesung, dass sie Wurzeln im Sauerland hat, ihre Mutter stammt aus Meschede. 2017 gewann sie den Hamburger Förderpreis für Literatur, 2018 war sie Stipendiatin der Romanwerkstatt des Literaturforums im Berliner Brecht-Haus und gewann den „Wortmeldungen“-Förderpreis. Im Mittelpunkt ihres im schweizer „Kein & Aber“-Verlag erschienen Romans steht Mina. Sie wächst wohlbehütet in einem Dorf auf, wo sie den Außenseiter Verko kennenlernt, der ihrem Leben eine neue Richtung gibt.


Sprachgewaltiges Debüt um sexuelles Anderssein

Im Buchdeckel steht dazu: „Leona Stahlmann erzählt in außergewöhnlicher, sinnlicher Sprache vom Aufwachsen mit einer von der Norm abweichenden Sexualität und von den Rissen in unseren Begriffen von Heimat und Identität. Sie erzählt von Mensch und Natur und von der Wucht, wenn sie in ihrer Rohheit aufeinandertreffen.“ In einem in der Schweiz erschienenen TV-Buchtipp heißt es: „Ein sprachgewaltiges Debüt, in dem es um das sexuelle Anderssein geht.“

Bei den Auswahl-Lesungen für das diesjährige Literatur-Stipendium der Märkischen Kulturkonferenz stellten sich Leona Stahlmann (v. li.), Amanda Lasker-Berlin (Mitte) und Mischa Mangel der Jury und dem Publikum, die ihr Urteil überraschend übereinstimmend fällten 

Foto: Cornelia Merkel / IKZ

Amanda Lasker-Berlin las aus ihrem zweiten Roman „Iva atmet“. Sie wurde 1994 in Essen geboren und inszenierte mit 18 Jahren ihr erstes Theaterstück. Nach einem Studium der Freien Kunst an der Bauhaus-Universität in Weimar studiert sie Regie an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg. Ihre Theaterstücke und Prosa wurden bereits mehrfach ausgezeichnet. Ihr 2020 erschienenes Erstlingswerk „Elijas Lied“ wurde mit dem Debütpreis der „lit.COLOGNE 2020“ ausgezeichnet.

Der 1986 in Berlin geborene und dort lebende Mischa Mangel hat kreatives Schreiben und Kulturjournalismus studiert. Er stellte seinen Debütroman „Ein Spalt Luft“ vor. Im Mittelpunkt steht ein Mann in den 30ern, der sein Leben rekonstruiert. Er schildert Etappen einer ungewöhnlichen Biografie als Sohn einer Mutter, die bei seiner Geburt eine Psychose bekam und der im Alter von drei Jahren in eine Pflegefamilie kam. Anhand von Gerichts- und Jugendamtsakten recherchiert er seine bisherige Entwicklung. Im Collageroman zeichnet Mangel ein komplexes Stimmenpanorama auf, das er einfühlsam wie ein Schauspieler vortrug und dabei beklemmende Einblicke in die Psychose der Mutter gewährte.


Musik mit eingebauter Sehnsucht IKZ 26.01.2016

Der Akkordeonist Nikola Komatina stellt sich bei den Kammerkonzerten vor

Von Ralf Tiemann

Iserlohn. Als Berufsmusiker hat man es ohnehin schon schwer. Vor allem, wenn man mehr will als Unterrichten, wenn man mit seiner Kunst etwas bewegen und mit seiner Musik auf die Bühne will. Und wenn man dann auch noch Akkordeon spielt, wird es ganz schwer. Denn zwischen Geigern und Pianisten haben Akkordeonisten nach wie vor ein kleines Imageproblem – sei es, weil man den Klang des Instruments immer noch eher in der Volksmusik als in einem klassischen Konzert verortet, sei es, weil die Akkordeon-Orchester hierzulande den Ruf dieses eigentlich doch so vielseiteigen Instruments ziemlich verengt und am Ende auch ramponiert haben. Schwerer als der Ruf wiegt aber die Tatsache, dass es für das Akkordeon einfach nicht so viel zu tun gibt. Im großen konzertanten Rahmen treten die Orchester eben mit Solo-Geigern und Pianisten auf. Das Akkordeon trifft man da kaum.

Das Akkordeon ist auf dem Vormarsch

Das mit dem Image ist Nikola Komatina herzlich egal. ,,Damit kann ich gut leben“, sagt er. Das mit den Auftrittsmöglichkeiten hingegen nicht. Der 27-jährige Serbe, der schon seit2007 im deutschsprachigen Raum studiert, ist der diesjährige Stipendiat der Märkischen Kulturkonferenz (MKK) im Fach Musik und hat sich am Sonntag zum Auftakt der diesjährigen Kammerkonzertreihe in der Musikschule dem Iserlohner Publikum solistisch vorgestellt Und das er zu diesen hochambitionierten jungen Musikern zäh)!, die auf jeden Fall mehr wollen, konnte man auf den ersten Blick sehen und auch sofort hören. Im Garderobengespräch mit unserer Zeitung ballte er mit. Blick auf sein Nischendasein irgendwann die Faust und sagte: ,,Man muss halt kämpfen -wie immer im Leben.“ Dabei sieht er sein Instrument auf jeden Fall auf dem Vormarsch. Er selbst spielt kein Akkordeon mit Tastatur rechts und Harmonie-Knöpfen links, wie man es eher aus dem volkstümlichen Bereich kennt, sondern ein deutlich gehobeneres chromatisches Knopfakkordeon namens Bajan, das vor allem eine viel linearere Bassarbeit erlaubt. Und das erobere sich immer mehr seinen Platz im klassischen Konzertbetrieb – weil es eben technisch so viel kann, weil es einen starken eigenen und sehr gefühlsbetonten Charakter hat und es gerade von modernen Komponisten gerne bedient wird. Was das Bajan alles kann, stellte Komatina am Sonntag intimen . Rahmen der Kammerkonzerte sehr eindrucksvoll unter Beweis. Bearbeitungen von Scarlatti und Bach, traditionelle Roma-Lieder, zeitgenössische Kompositionen und am Ende Piazzolla-Tangos, wie sie auch der beste Bandoneon-Spieler nicht hinkriegen würde. Seim Akkordeon scheint die Sehnsucht quasi von Natur aus-mit eingebaut zu sein, weswegen alle Musik diesen ganz eigenen Anstrich, diesen sehnsuchtsvollen Charakter bekommt, ohne aber an Brillanz und an virtuoser Meisterschaft auf höchstem Niveau einzubüßen – eine ,wirklich höchst interessante Mischung, die sich wohl zu recht auf dem Vormarsch zu mehr Marktanteil und zu einem deutlich besseren Ruf befindet.

Ein Besuch bei nächster Gelegenheit lohnt sich

Ein Jahr braucht Nikola Komatina noch, dann hat er nach mehreren vorhergehenden Abschlüssen auch seinen Master of Music in Moderner Musik an der Folkwanghochschule in Essen fertig. Das MKK-Stipendium hilft ihm dabei, dass es noch ein finanziell sorgloses wird, bevor der Kampf richtig losgeht. Im Gegenzugsoli er soviel wie möglich im Märkischen Kreis auftreten. Ein Besuch bei nächster Gelegenheit lohnt auf jeden Fall.


Tolle Chance für vier junge Künstler – DerWesten.de 21.11.2010

Von Monika Salzmann

Lüdenscheid. In feierlichem Rahmen verlieh die Märkische Kulturkonferenz (MKK) gestern im Kulturhaus ihre Stipendien in den Sparten Bildende Kunst, Musik und Literatur.

Zahlreiche Gäste begrüßte Ulrich Frenschkowski, 1. Vorsitzender der MKK, bei der literarisch und musikalisch von den Preisträgern umrahmten Feierstunde im Roten Saal. Sprecher der Auswahlgremien nahmen die Verleihung der jeweils mit 12 000 Euro dotierten Stipendien an Fabian Müller (Musik), Verena Roßbacher (Literatur) und Anna Mirbach (Bildende Kunst), deren Arbeiten ausgestellt waren, vor . Moritz Liebig erhielt den officeXperts Kunstaward. Eine organisatorische Umstrukturierung der MKK kündigte Ulrich Frenschkowski in seiner Begrüßung an. Ab 2011 stelle sich die MKK mit Dr. Susanne Conzen als neue Geschäftsführerin organisatorisch auf eigene Füße. An Christa Reinbothe und Martina Kretschmer (Märkischer Kreis) ging sein Dank für langjährige Zusammenarbeit. Näheres zum neuen Weg, den die MKK beschreitet, soll es am 8. Dezember auf einer Pressekonferenz geben.

Kostproben

Eine junge Künstlerin, die „mit ihren Arbeiten den Status sowohl traditioneller als auch konzeptorientierter bildhauerischer Positionen“ hinterfragt, stellte Dr. Susanne Conzen den Besuchern in Anna Mirbach vor. Sie bediene sich „außergewöhnlicher gestalterischer Prozesse, die konsequent die singuläre Arbeit in den Mittelpunkt stellen.“ Kostproben ihrer Fabulierlust gab Verena Roßbacher, für die Thomas Brenck die Laudatio hielt. Auf die Gegenwartsliteratur im Allgemeinen und Roßbachers Roman „Verlangen nach Drachen“, aus dessen 6. Kapitel die gebürtige Österreicherin las, ging er ein. „Sie verfügt über Phantasie und Humor. Ihre Figuren handeln wie auf einer Bühne, plastisch und unmittelbar „, hieß es in der Urkunde, die er verlas. In Lesungen tatsächliche Gegenwartsliteratur zu Gehör zu bringen, stellte er als wichtige Aufgabe heraus . Einen Virtuosen, dessen Spiel sich durch immensen Farbenreichtum auszeichnet, lernten die Zuhörer in Fabian Müller (Klavier) kennen. Lobeshymnen, die Wolf Harden anstimmte, untermauerte der junge Pianist eindrucksvoll mit vollendeten Interpretationen von Frederic Chopins „Nocturne in cis-Moll op. 27 No.1“ und György Ligetis „Etüde L‘escalier du diable“, die einem wahren Teufelsritt über die Tasten gleichkam. Seine manuellen Möglichkeiten setze Fabian Müller nie effektheischend in den Vordergrund, sondern „stets erkennbar für die Gestaltung musikalischer Abläufe und Stimmungen ein.“


Außergewöhnliches Kulturfest zum “grenzgänge”- Abschluss Märkische Kulturkonferenz hatte in die Museen der Stadt Lüdenscheid eingeladen – Westfälische Rundschau 01.10.2002

Von Monika Salzmann

Märkischer Kreis. Anspruchsvoll das Programm, experimentierfreudig die Künstler und Außergewöhnlichem aufgeschlossen das Publikum: Rund 500 Besucher zog das große Kulturfest der Märkischen Kulturkonferenz (MKK), Höhepunkt und Abschluss „grenzgänge“ anlässlich des 25-jährigen Bestehens die MKK, in den Museen der Stadt Lüdenscheid in seinen Bann.

Für die ganze Familie, Kids wie Eltern gleichermaßen, hielt die Veranstaltung, die vom frühen Nachmittag bis in den späten Abend hinein Grenzgänge zwischen bildender Kunst, Literatur und Musik „wagte“, Highlights in petto. Im ganzen Haus- in der Eingangshalle und im alten Sitzungssaal ebenso wie in der Ausstellung Kinetik und im Garten. galt es, zwischen den Sparten Bemerkenswertes zu entdecken. Mit „llluminaren Klangspektren – IlluminaResonanzen“, ein faszinierendes Erlebnis und gleichsam Höhepunkt der Veranstaltung, waren neben den „grenzgängen“ auch die LichtRouten auf Stippvisite im Haus. Viele ehemalige Stipendiaten feierten mit der MKK ein gelungenes Fest mit anspruchsvollem Programm. Mit Blumen bedankte sich Klaus Crurnmenerl, Vorsitzender der MKK, in seiner Begrüßung bei Alexandra Hupp vom Märkischen Kreis und Stadtbüchereileiterin Franziska Altenpohl für die treffliche Organisation des gesamten „grenzgänge“-Projekts. Auch zum Rundgang durch die Ausstellung „grenzgänge“, Teil des Kulturfests und sowohl im Museum als auch in den Räumen der Städtischen Galerie zu erleben, lud er ein. „Himmelssignale“ der etwas anderen Art (Rochus Aust) – die Trompete an Auge, Ohr und Nase, Klanginstrument die Stimme – gaben augenzwinkernd den Startschuss für Kultur in ihren vielfältigsten Erscheinungsformen. Workshops und spannende Angebotes sorgten dafür, da s Langeweile ein Fremdwort für die kleinen Kulturgäste blieb. Von einer römischen Schreibwerkstatt mit Maria Regina Kaiser, in der es fantasievoll Geschichten auf Papyrus festzuhalten galt, bis zum Glanzlichter-Basteln mit Michaela Ernst und zur Chorprobe mit Volker Freibott hatten die Kids die Qual der Wahl. Daneben lockten Lok- Geschichten mit Ingeborg Groll in die Eisenbahn – und im Garten führten die mobile Musikbaustelle „Klangkanal“ nebst Riesen-Mikado die jungen Gäste an die Kultur heran. Karikaturist Arnd Hawlina hielt mit spitzer Feder Momentaufnahmen fest. Burgfräulein sammelten für die Märkische Kulturstiftung Burg Altena. Gewohnt charmant führte Museumsleiter Dr. Eckhard Trox die Besucher, die sich nach zögerlichem Start doch zu Hunderten in den Museen einfanden, durch ein Programm, das mit Ungewöhnlichem nicht geizte. Mit recht eigenwilligen Kommunikationsstrukturen konfrontierten das „Palmtag-van-Bebber“ und Schüler der Adolf-Reichwein-Gesamtschule das Publikum beim klangvollen Durchschreiten der Eingangshalle. Diffizile Geräusche auf echten und unechten Instrumenten, mit Stimme und Lauten, forderten ein Sich- Einlassen auf überraschende Klangmischungen und Klangerfahrungen ein. Kathrin Hirzel, Nina Reddig und Zé do Rock führten Musik und Literatur zueinander. Mit (Barock-) Sonate und Ricertata von Domenico Galli und Giovanni Battista Degli Antoni verwöhnte Kathrin Hirzel auf ihrem Violoncello das Ohr. Nina Reddig entführte mit Sonaten von Bach und Ysaye in die höheren Sphären des Violinspiels. Zur witzig-rasanten Lesung von Zé do Rock, den Tücken der deutschen Sprache auf der Spur, mehr Performance denn Lesung, stand das reizvolle Musikerleben in wirkungsvollem Kontrast. „llluminare Klangspektren – llluminaResonanzen“ zogen in der Kinetik in ihren Bann. Dicht drängten sich die Besucher, um den sich fortwährend verändernden Prozessen von Tom Grolls thermischen Lichtobjekten und den Klangspektren von Frank Zahels Ensemblewerk für Klavier, Schlagwerk, Dirigent und fünf bis 15 Musiker zu folgen. Miteinander verwandt, ohne ihre Eigenständigkeit aufzugeben, entwickelten Kunst und Musik ihren bezwingende Kraft. Chaoszuständen blieben beide Sparten auf der Spur. Ausgangspunkt der visuellen Kunst: Fotografien von Explosionen, allmählich (Gegensatz Geschwindigkeit – Langsamkeit) unter schmelzender Wachsschicht zu entdecken. Grundgedanke der Musik: Ordnung und Chaos mit Improvisation innerhalb der Komposition und sich zwischen den Notenständern bewegenden Akteuren. Ein eindrucksvolles Erlebnis! Mit Rochus Aust (Trompete) und Rita Bieliauskaite (Gesang). Ausgefallenes von Vykintas Baltakas im Gepäck, und Nina Janßen (Klarinette), virtuose Interpretin von Pierre Boulez „Domain“, steuerte die Veranstaltung auf einen weiteren Höhepunkt zu.


25 – Jahre MKK: Literatur und Musik loteten ihre Grenzen aus Lange Nacht in der Stadtbücherei war ein echter Publikumsmagnet – Westfälische Rundschau 25.09.2002

Märkischer Kreis. (MS) Literatur und Musik, Worte und Klänge, Text und Ton in Grenzbereichen, avantgardistisch, experimentell, in Aufbruchsstimmung zu neuen Ufern: In der „Langen Nacht der Literatur und Musik“ in der Lüdenscheider Stadtbücherei, am Samstagabend im Rahmen der „grenzgänge“ anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Märkischen Kulturkonferenz (MKK) in Kooperation mit den „Lichtrouten“ veranstaltet, loteten Musik und Literatur ihre Grenzen aus und wagten sich auf neue Wege.

Anfangs ein wahrer Publikumsmagnet – selbst stehend von hintersten Rangen verfolgten die Zuhörer das Geschehen – zur vorgerückter Stunde Nachtschwärmern vorbehalten, geriet der Abend zum Forum der Begegnung mit ehemaligen Stipendiaten der MKK originellem, ausgefallenem „grenzgänge“-Event. Mit von der Partie, die „Lange Nacht der Literatur und Musik“ zu gestalten, waren Ralf Rothmann (Märkisches Stipendium für Literatur 1986), Reinhard Kaiser (Stipendium 1995), Liane Dirks (Stipendium 1999), „das ensembles mosaik“ unter Leitung von Enno Poppe (Märkisches Stipendium für Musik 1994) sowie das Duo Mitch Heinrich (Stimme) und Florian Stadler (Akkordeon). Kompositionen von Martin Herchenröder (Märkisches Stipendium für Musik 1986), Frank Zabel u.a. rundeten das facettenreiche Geschehen zwischen den Sparten, zwischen Wortklängen und Tongedichten, zeitgenössischer Musik und zeitgenössischer Literatur. Die zunächst angekündigte Lesung von Burkhard Spinnen (Märkisches Stipendium für Literatur 1996) entfiel. In seiner Begrüßung schlug Klaus Cummenerl, Vorsitzender der MKK, einen Bogen von den Lichtrouten zu den „grenzgängen“, als Versuch zu verstehen, strenge Grenzlinien zwischen Literatur, Musik und bildender Kunst aufzubrechen. Nach der unmittelbar vorausgegangenen Vorstellungen der neuen Illuminationen des Graf-Engelbert-Platzes „blinzelten“ die „Lichtrouten“ nicht zuletzt durch die farbige Ausleuchtung des Bücherei-Obergeschoss-Rundgangs in die Veranstaltung hinein.In lockerer, entspannter Atmosphäre ließen sich die Zuhörer auf literarisch-musikalische Zwischentöne ein. Mit Ausschnitten aus neuen, teils noch nicht veröffentlichten Werken bestimmen Ralf Rothmann, Liane Dirks und Reinhard Kaiser das literarische Geschehen. Mit Gedichten und Prosa nah Ralf Rothmann für sich ein. Nach einer Nierentransplantation kehrte sein „Brümmerchen“ (aus: Ein Winter unter Hirschen) aus der Todeszone ins Leben zurück, um unerklärliches Wissen reicher. Dem Thema „Lust“ näherte sich Liane Dirks auf heitere, verschmitzte Art „Als der Herr J. auf dem Trottoir einen Ausrutscher hatte…“, für eine Anthologie geschrieben, nahmen köstliche Peinlichkeiten ihren Lauf. In der noch nicht publizierten Geschichte „Elfenbein und Erleuchtung“ rang Reinhard Kaiser ebenso amüsant um den Zusammenhang von Schrift und Klaviertastatur. Zeitgenössischer Musik in unterschiedlichsten Facetten, äußerst reduziert in der Tonsprache oder zu diffizilen Klangräumen verdichtet, gaben die „grenzgänge“ mit Kompositionen von Orm Finendahl, Martin Herchenröder, Frank Zabel, Alex Arteaga und Enno Poppe breiten Raum. Unter Leitung von Enno Poppe kehrte das „ensemble mosaik“ 1997 aus einer Initiative junger Instrumentalisten und Komponisten der Hochschule der Künste Berlin hervorgegangen, Handschriftenhervor und brach auf zu neuen Ufern. In unterschiedlicher Besetzung reizten die Musiker der Klangfarben von Finnendahls „Fallstudien“ Herchenröders „kontakte(n) III“, Arteagas „Innerhalb „ und Poppes „Holz“ aus – und ließen die Erstaufführung von Frank Zabels „Concerto (per) piccolo“ mit virtuosem Part für die Piccoloflöte, eindrucksvoll interpretiert gelingen. Endgültig verwischten sich die Grenzen zwischen Literatur und Musik in den Beiträgen von Mitch Heinrich und Florian Stadler, Stimme und Instrument, höchst ungewöhnlich, zugleich irritierend wie amüsierend, im Dialog.


Westfälische Rundschau – 19.09.2002 Galeriefest ein Abend für die Sinne Veranstaltung im “Grenzgänge”-Programm

lSERLOHN. (kathi) Einen Abend für die Sinne erlebten die Besucher der Städtischen Galerie am Samstag. Im Rahmen des „Grenzgänge“-Programms der Märkischen Kulturkonferenz fand ein Galeriefest statt, bei dem die verschiedenen Kunstgattungen zusammenfanden: Literatur, bildende Kunst und Musik waren hier vertreten. Dabei waren Lesung. Ausstellung und Klangperformance alle auf ihre Art ungewöhnlich. So die Lesung von Zé do Rock, die schon eher einem Vortrag ähnelte: Der diesjährige Stipendiat der MKK im Bereich Literatur las nicht bloß aus seinen Büchern vor. Er begrüßte seine Zuhörer auf Japanisch, um ihnen dann „ultradoitsh“, „wunschdeutsch“, „siegfriedisch“ und „kauderdeutsch“ans Herz zu legen. Es handelt es sich zum einen um in Rechtschreibung und Grammatik vereinfachte Sprachformen. die der weit gereiste Brasilianer, der deutsch „nicht schwierig und exakt sondern total chaotisch“ finde, in seinen Büchern „fom winde ferfeelt“ und dem „autobiografischen Science Fiction“ „ufo in der küche“ darlegt. In seinem dritten Buch „Deutsch gutt sonst Geld zuruck“ wurde ihm das aber zu öde; hier verkomplizierte er die Sprache wiederum. In der Galerie ließ er das Publikum darüber abstimmen, wie ihr „wunschdeutsch“ aussieht, also welche Regeln der deutschen Orthografie sie gerne revolutionieren würden. Danach stand die bildende Kunst auf dem Programm. Die Besucher wurden von Klaus Danne und Werner lsenberg vom MKK-Vorstand begrüßt und eingeladen, sich nicht nur die Fotos-und Installationen anzusehen, sondern auch mit den Künstlern zu sprechen. Wie Zé do Rock waren nämlich auch Judith Samen und Tom Groll, Stipendiaten dieses und letzten Jahres, zum Galeriefest gekommen. So konnte man sich mit der Düsseldorfer Künstlerin über ihre großen Fotoinszenierungen unterhalten oder den Lüdenscheider Groll zur Technik seiner „Insichtbarkeiten“, fotografisch thermischer Installationen, bei denen aus sich verflüssigendem Wachs fotografische Bilder auftauchen, befragen. Untermalt wurde das Ganze von experimenteller Musik. Paul Fuchs, Bildhauer und Klangkünstler, brachte an seinen ausgefallenen Klangskulpturen Metall zum Vibrieren, Holz zum Summen und Hohlkörper zum Klingen. Hariolf Schlichting, der 1981 das Märkische Stipendium für Musik erhielt und mittlerweile Professor für Viola und Kammernmusik in München ist, setzte Gegenakzente mit der Geige. Nach diesen ungewöhnlichen aber doch sehr eindrucksvollen Klängen, fand der gelungene Abend erst spät seinen Ausklang.


Westfälische Rundschau 19.09.2002 – Ziemlich abgefahren Kunst-Performance mit Kaffee- und Tropfenkochen in Dechenhöhle

LETMATHE. „Das war das Abgefahrenste, das hier je stattfand“ – so das Urteil von Dechenhöhlen- Forscher Dr. Stefan Niggemann über ein Kunstereignis vom Montagabend. An die 30 Personen schieben sich durch die Höhle zu einem Erlebnis der besonderen Art. Von ferne klingen Trompetentöne. Oder ist es das Knurren eines Bären? Dann andere Töne aus der Wolfsschlucht Wolfsgeheul? Dumpfe Töne in regelmäßigen. Abständen erklingen Dann sieht man, dass Kochplatten in‘ der Höhle verteilt wurden, auf die Tropfen von der Decke fallen: Die Geräusche,.die dabei entstehen, werden mit Mikrofonen verstärkt. Resultat: Die Höhle selbst gibt den Takt für das Konzert vor. Von weitem sieht man in der Schlucht Gestalten herumgehen. Die Musiker? Tatsächlich sind sie es, in schwarzen Anzügen mit überdimensional großen schwarzen Afro-Look-Perücken. Sie haben ageslichtprojektoren mit Sand bestreut mit den Fingern malen sie damit Lichtflecken an die Höhlenwand. Eine Kaffeemaschine fängt an zu gluckern, der Duft breitet sich aus. Langsame gleichmäßige Bewegungen vollführen die drei Künstler. Sie sitzen in Liegestühlen spielen ihre Instrumente, trinken Kaffee. Und dann heißt es:,,Es gibt jetzt Kaffee für alle.“ Das Konzert ist zu Ende. Und tatsächlich: die Zuhörer, unter,ihnen MKK-Vorsitzender Klaus Crummenerl, sind begeistert, selbst der jüngste unter ihnen, der dreijährige. Jokubas, klatscht. Was da in der Höhle stattfand, war das „(bar) rage-serenity-project“ der Performance-Künstler Rochus Aust (Trompete), Heinz Friedl (Bassklarinette) und Bosco Pohontsch (Trompete). Im, Rahmen der Reihe„ grenzgänge“ der Märkischen Kulturkonferenz anlässlich ·25 Jahre Stipendienvergabe.wurden alle Preisträger, und so auch Rochus Aust, geladen, Jubiläumsevents zu arrangieren. Aust wählte als Location die ihm aus seiner Kindheit bekannte Höhle und stellte alles unter die Aspekte Wohlfühlen und Stressfreiheit für die Künstler. Die Installation bleibt bis zum 27. September aufgebaut.


Westfälische Rundschau – 18.09.2002 Strapaziös für das Ohr und doch viel Beifall Festliche Stunde beim BHV: Neue Musik mit Herchenröder und Hees

HEMER. Er freue sich, so Martin Herchenröder, dass trotz des großen kulturellen Angebotes am Sonntag die Zuhörer so zahlreich zu seinem Orgelkonzert gekommen seien. Der dennoch überschaubaren Zuhörerrunde in der Ebbergkirche versprach der Siegener Musikprofessor, einst hier Organist und Stipendiat der Märkischen Kultur-Konferenz, eine „Mischung aus ziemlich Alt und ziemlich Neu“. Der Bürger- und Heimatverein hatte zu einer neuen „Festlichen Stunde“ eingeladen. Im Verlauf des sehr interessanten und eigenwilligen Konzertes, das aus· Anlass des 25-jährigen Bestehens der MKK veranstaltet wurde, relativierte sich die angekündigte Musikmischung. Es überwog eindeutig das Neue Werke moderner Komponisten, des Amerikaners Earle Brown ( 1926 – 2002), des Schweden Bengt Hambraeus (1928 – 2000) und Herchenröders eigene Orgel-Improvisationen standen im Mittelpunkt der Veranstaltung. Eingerahmt wurden sie von J. S. Bachs Präludium Es-Dur BWV 552/1 und der dazugehörigen Fuge. Das Interessante des Konzerts bezog sich auf Herchenröders musikwissenschaftlichen Grundkurs in Notationskunde ‚(bei Bachs Präludium) und der Erläuterung einer grafischen Notation (Brown und Hambreaus). Eigenwillig wurde es, als Daniel Hees, Freund Herchenröders und Kunstprofessor in Siegen, gemeinsam mit dem Organisten „musizierte“. Eine Einheit von „Hören und Sehen“ wollte das Duo herstellen. Verständlich also, dass Herchenröder sich so intensiv der grafischen Notation widmete, eine meist allein aus Zeichen bestehende Vorgabe, die vom jeweiligen Interpreten oft ohne Anleitung des Komponisten umzusetzen ist. Im Sinne eines Komponisten schuf Hees beidhändige, spontane Zeichnungen, die Herchenröder parallel auf der Orgel in Musik umwandeln wollte. Doch Zeichen und Musik gingen nicht immer konform. Herchenröders Improvisationen unterschieden sich manches Mal grundlegend von Hees‘ Zeichengang. Ein Kritikpunkt, der auch in der sich anschließenden Diskussion hervorgebracht wurde. Die musikalische Umsetzung der Brown-Werke „November“ und „Dezember“, beide 1952 entstanden, war phasenweise eher zu verfolgen. Auch hier wieder die grafische Notation, die Herchenröder mit Hilfe eines Overhead-Projektors veranschaulichte. Einzelne senkrechte oder waagerechte Striche stellte der Organist vor: mal als Tontrauben, mal als Akkorde oder als Dreiklangsberechungen verschieden registriert. Dass das Zuhören hier wie auch bei ‚Hambraeus‘ strapaziös war, zeigte die zunehmende Unruhe im Auditorium. Extremes Aufbrausen der Orgel, ein Wegfall melodischer Phasen und ein ungestümes Vorauspreschen, das als Stimmengewirr endete, forderten viel von „Harmonie gewohnte“ Ohren. Dennoch gab es viel Beifall für die Ausführenden, die sich intensiv für die Neue Musik einsetzen. Stefanie Kühlmann-Kick


Westfälische Rundschau – 16.09.2002 Acht Stunden Kunst links und rechts der Lenne Feuerwerk von Rhythmen, Tönen und Worten

Von Carina Turner

Altena. Acht Stunden Kunst, Musik und Literatur am Stück, erst rechts der Lenne, dann links und schließlich überspannend: So sahen am Freitag die „Grenzgänge“ aus – eine Jubiläumsveranstaltung anlässlich des Jubiläums der Märkischen Kulturkonferenz (MKK), die Bewegung in die Innenstadt brachte.

Fünf Stipendiaten hatten den Abend mit den fünf KulturStationen in der Stadt wochenlang vorbereitet. Was jeder einzelne daraus machte, blieb Ihm selbst überlassen. Die Reaktionen reichten von Begeisterung bis zum „Naja“ – an jeder Station. Eine Kunst des Abends war es, sich auf jedes Angebot ganz neu einzulassen und nicht schon an die nächste Station zu denken . Der Einstieg Ist klassisch: Das Ensemble „Giardino musicale“ verwöhnt auf der Burg die Ohren, mit Festmusik aus dem 17. Jahrhundert „Star“ des Konzertes mit Violoncello, Violine, Orgel und Trompete ist da Zink. Das Blasinstrument das die menschliche Stimme  imitiert, hatte im 16. und 17. Jahrhundert in Italien sein goldenes Zeitalter. Die Spieler – ,,Zinkinisten“ – waren berühmt und oft besser bezahlt als Kapellmeister. Die Gaste hören im halb gefüllten Festsaal von einem „Zinkinisten“, der als Turmpfeiffer vom Blitz wurde und einem anderen , der nach Verlust des Gleichgewichts vom Kirchsturm stürzte. Eine Dreiviertelstunde nehmen die Musiker die Besucher in Beschlag, dann sind sie entlassen zur KulturStation 2 auf dem Burg-Rundweg . An der Skulptur von Hannes Forster gibt es das meiste Stirnrunzeln. „Was soll das sein?“ „Auf jeden Fall ist es handwerklich gut gemauert“, sind die höflicheren Kommentare zu der aus handgefertigten Ziegeln erstellten Skulptur mit dem Titel „Über Kreuz“. Rätsels Lösung: Das Kunstwerk soll ein Abbild eines Stützpfeilers sein, wie sie um die Burg zu Dutzenden stehen.

Feuerwerk von Rhythmen, Tönen und Worten

Altena. (ina) Am Deutschen Drahtmuseum wartete Kultur Station 3.

Der Klangtempel von Paul Fuchs besteht aus großem Steinxylophon, langen Ballastsaiten und weiteren überdimensionalen Instrumenten, die Industrietönen in den abendlichen Altenaer Kulturhimmel schicken. Geballt in Betrieb erzeugen sie ein Feuerwerk aus harmonisch aufeinander abgestimmten Tönen. Mittendrin steht Hariolf Schlichtig – und improvisiert versunken auf der Bratsche. Doch bis es dazu kommt, haben viele den Hof wieder verlassen. Der leise und langsame Einstieg, das minutenlange Kugelrollen als Vorspiel für die Improvisationen halt viele Besucher nicht auf dem Platz. Kaum einer weiß, was in den beiden steckt – und der Konzerttitel „Zwischen Föhnhechte und Stahlhagel“ hilft auch nicht weiter. Bevor noch stundenlang die Kugel rollt, zieht ein Teil der Besucher weiter zur Mittleren Brücke, KulturStation 4: Dort, im Eiscafe Cappuccino wird es gemütlich. Bei einer Tasse Cappuccino, leckerem Eis und Sahnewaffeln macht es Spaß, Zé do Rock zuzuhören. Der aktuelle Literatur-Stipendiat der Kulturkonferenz, hat seine Überlegungen über den Sinn und Unsinn der deutsche n Sprache in eine kurzweilige Literatur-Show verpackt, die er gemeinsam mit dem Schauspieler Martin Luning vorträgt. Temperamentvoll stellt Zé do Rock seine witzigen und sprachschöpferischen Schreib- und Lesetechniken vor. Warum die Reform notwendig ist? Zé do Rocks Antwort ist eindeutig : „Das Weib ich sächlich; die Sache ist weiblich!“

Überspannend

Darüber kann jeder auf der letzten Etappe weiter philosophieren. auf dem Weg zur Kulturstation 5 auf dem Behördenparkhaus. Viele laufen an diesem schönen Sommerabend, andere nehmen den Bürgerbus, der zwischen allen Stationen pendelt. Jeder der Lust hat. kommt problemlos in der Dunkelheit am Parkdeck an – und wartet gespannt auf die Lichtskulpturen von Andreas Kaufmann. Burgfräulein verkürzen das Warten mit Kaffee und Snacks. Dann geh t das Licht an – und ein riesiger Mann erscheint auf dem Burgberg. Mehr nicht. Das ist die ganze Kunst. Viele treten den Heimweg an. Keiner sieht den seltenen 6000-Watt-Projektor, der für dieses Kunstwerk nach Altena geschafft werden musste. Kaum einer weiß, dass der riesige Mann auf dem Burgberg Cecil Rhodes ist, ursprünglich abgebildet im Altenaer Drahtbuch auf dem afrikanischen Kontinent und beim Aufbau des Telegrafennetzes mit Hilfe von Draht. Kaum einer weiß, dass der Künstler Andreas Kaufmann ebenfalls in der Dunkelheit steht und gerne von seiner Idee hinter dieser Lichtskulptur und der Verfremdung des Bildes erzählt. Kaum einer merkt, dass das „fehlende“ Bein von Cecil Rhodes nicht hinter den Häusern verschwunden ist, sondern noch auf dem Parkhausdeck steht. Denn er verbindet an diesem Abend nicht wie im Original-Bild Kontinente, sondern mit Draht überspannend die Berge über die Lenneufer hinweg.


Iserlohner Kreisanzeiger – 14.09.2002 Musik ist, wenn die Tropfen in der Höhle fallen lntermediales Kunstereignis mit Rochus Aust

GRÜNE. (rau) Was macht ein Musiker mit dem Zollstock in der Dechenhöhle? Er misst, raus welcher Höhe das Wasser tropft. Nur so weiß er. welche technischen Mittel er braucht. Um das Tropfen in ein musikalisches Hörerlebnis zu verwandeln. Der Performance-Künstler Rochus Aust bereitet eine „begehbare intermediale Installation“ vor. Sie wird am Montag eröffnet.

„Die Höhe. aus der die Tropfen fallen, beeinflusst die Geschwindigkeit und damit die Geräusche, mit der sie unten aufschlagen.“ erläuterte der Künstler bei den gestrigen Vorbereitungen Der aus der Grüne stammende und jetzt in Köln lebende Künstler will die Tropfen auf unterschiedliche Materialien in unterschiedlichen Höhen fallen lassen, damit. ein Spektrum von Geräuschen entsteht. Diese werden von Mikrofonen aufgenommen und in eine Art musikalische Komposition einfliessen. 14 Tage lang wird diese unterirdische Wassermusik rund um die Uhr in der Wolfsschlucht der Höhle zu hören sein. Dabei wird die Musik durch Lichtprojektionen an den Höhlenwänden auch fürs Auge erlebbar gemacht. Der 30-jährige Künstler spricht von virtueller Höhlenmalerei. Das für den Künstler Spannende: Er weiß nicht, was die Natur mit seiner Komposition machen wird. Wie die Musik klingen wird, hängt davon ab, wie viele Tropfen welcher Größe sich wie oft von welchen Stellen lösen, letztlich also vom Wetter über der Höhle. Eröffnet wird das Höhlenkunstereignis, das in die Reihe „grenzgänge“ der Märkischen Kulturkonferenz eingebettet ist, mit einem kleinen Konzert am Montag. 16. September, 20 Uhr. Rochus Aust (Trompete), Heinz Friedl (Bassklarinette). Bosco Pohontsch (Trompete). Fabian Pflaum (Specials) und Markus Aust (Klangregie) verbinden den Klang ihrer Instrumente mit der Musik, die von der Decke tropft. Mit einem ähnlichen Konzert wird die 14-jährige Installation am Freitag, 27 September, 20 Uhr, in der Höhle ausklingen. Der Eintritt zu den Konzerten kostet 6 Euro. Zwischen den Konzerten kann die Installation während der regulären Höhlenführungen ohne zusätzliches Eintrittsgeld erlebt werden.


Altenaer Kreisblatt – 13.09.2002 Kunst-Stücke für kulturelle “Grenzgänger” Programm der Märkischen Kulturkonferenz schlängelt sich wie ein Pfad durch Altena. Mehrere Kulturhaltestellen und Lichtspektakel

Altena. Viele Tortenstücke ergeben eine Torte – „Kunst-Stücke“ am heutigen Freitag ergeben ein rundes Programm zu (fast) allen Bereichen der Kunst wird es ein Pfad durch Altena schlängelt sich das Programm zu dieser Veranstaltung des Kreiskulturamtes, das im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Grenzgänge“ anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Märkischen Kulturkonferenz (MKK) mit aktuellen und ehemaligen Stipendiaten stattfindet. Von der Burg Altena zum Deutschen Drahtmuseum über das Eiscafé Cappuccino in der Stattmitte bis zum gegenüber liegendem Parkdeck an der Bismarckstraße sind klassische Musik von Giardino Musicale, die Ziegestein-Skulptur von Hannes Froster,  Klang-Performances von Hariolf Schlichtig und Paul Fuchs, die „Literatur-Show“ von Zé do Rock und Martin Lüning sowie eine „überspannende“ Lichtskulptur von Andreas M. Kaufmann zu belauschen und zu bewundern. Die einzelnen Veranstaltungsorte können zu Fuß erkundet aber auch mit dem Bürgerbus und weiteren Shuttles bequem angefahren werden. Ortskundige werden auch durch weithin sichtbare Stelzenläufer zum Etappenziel geleitet. Der Eintritt für alle Programmpunkte ist frei. Auch das Deutsche Drahtmuseum wird seine Pforten bis etwa 21 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet halten. Auf der Burg, im Eiscafé Cappuccino und auch auf dem Parkdeck wird für das leibliche Wohl gesorgt. Der kulturelle Spaziergang kann zu verschiedenen Zeiten gestartet werden. Ausgangspunkt ist der Ort, der bei Dunkelheit zum Blickfang wird: Jeweils um 18.30 Uhr und um 19.45 Uhr findet das Konzert des Ensembles „Giardino musicale“ im Festsaal der Burg Altena statt. Hier ertönt Musik der 17. Jahrhunderts auf historischen Instrumenten. Einen architektonischen Kontrapunkt zur mittelalterlichen Burg setzt Hannes Forster mit seiner handgeformten Ziegelstein-Skulptur „Über Kreuz“ auf dem linken Burgweg. Weiter geht der kulturelle Spaziergang hinunter zum Innenhof des Deutschen Drahtmuseums. Um 19.45 Uhr und um 20.45 Uhr konzentriert sich der Bratschist Hariolf Schlichtig zusammen mit Paul Fuchs auf den „begehbaren Musikinstrumenten“. „Ultradoitsh“ geht es in der Kirchstraße zu. Die Höhen und Tiefen der deutschen Schreib- und Verstehweise vermitteln um 20.30 Uhr, 21 Uhr, 21.30 Uhr und 22 Uhr Zé do Rock und Martin Lünning während ihrer „Show“-Lesung im Eiscafé Cappuccino. Aus dem Tal hinauf auf das Behördenparkdeck an der Bismarckstraße führt die letzte Etappe des Kulturexkurses. Gegen 22 Uhr wird hier die Lichtskulptur von Andreas M. Kaufmann auf dem Behördenparkdeck an der Bismarckstraße „enthüllt“. Die Burg und der Burgberg dienen ihm als Projektionsfläche für eine Lichtinstallation zwischen den beiden Lenneufern. Die Lichtskulptur von Andreas M. Kaufmann wird drei Nächte lang über und zwischen Altena strahlen – jeweils bis drei Uhr nachts. Die „Grenzgänger“ werden gebeten, ihre Fahrzeuge auf dem Besucherparkplatz „Langer Kamp“ oder anderen ausgewiesenen Parkmöglichkeiten an der Lenneuferstraße abzustellen. Die Zufahrtstraßen zur Burg sind für die Veranstaltung gesperrt.


Westfälische Rundschau – 13.09.2002 Magnetische Töne am Drahtmuseum, Lichtgestalt im Dunkel des Bergbergs Alles ist vorbereitet für die “Mega-KunstStücke” heute rund um die Burg

Von Corina Turner

Altena. In Millimeterarbeit wird ein riesiger Projektor in einen Bauwagen Im Behördenparkhaus bugsiert; am Drahtmuseum entsteht ein Klangtempel mit schwingenden Blechen und klingenden Steinen: Seit Tagen und zwei Nächten arbeiten die Künstler rund um die Burg auf Hochtouren, damit das Kulturspektakel der Märkischen Kulturkonferenz heute Abend atemberaubend wird.

Fest steht: Den Besuchern werden Augen und Ohren übergehen. Lichtkünstler Andreas Kaufmann ist seit Mittwoch in der Stadt, im Laderaum seines Mercedes-Transporters ein Riesen-Projektor. Die Techniker müssen für den Einsatz des 6000-Watt-Gerätes 63 Ampere in den Bauwagenlegen. „Damit versorgen wir sonst den kompletten Burgrock.“ Der erste Akt ist der Aufbau im engen Bauwagen. Viele Hände werden benötigt, aber es ist zu wenig Platz für alle. „Wenn wir den Stecker einstecken, wird es in ganz Altena dunkel“, frotzelt jemand. Nichts dergleichen. Allein der Projektor bleibt zunächst dunkel. Es gibt Probleme mit der Verkabelung. Nach zwei Stunden folgt der große Moment: Das Gebläse fährt hoch, das Licht geht an, wird immer heller und erreicht den Burgberg. Andreas Kaufmann legt ein 18 x 18 cm großes Dia ein. Die Show ist perfekt. Von rechts ist die Figur am deutlichsten zu erkennen, innerhalb des Projektors wähnt sich der Betrachter in einem Lichttunnel. Der Künstler hat nicht zu viel versprochen mit seiner Aufforderung, sich die ISO Meter hohe Projektion auf dem Burgberg in den nächsten drei Nachten am besten „zu erwandern“. Wenige hundert Meter entfernt, im Hof des Drahtmuseums, wieder Kunst anderer Art: Paul Fuchs und Hariolf Schlichtig sprechen zu den Augen auch die Ohren an. Beim Eintritt in ihren Klangtempel sind Industrierhythmen und klassische Töne zu hören, virtuos harmonierend. Die Künstler stehen in einem Wirrwarr von Kabeln. Denn Paul Fuchs steuert die Industrieklange über Stromimpulse, die er mit d er Hand an einem kleinen Schaltpult mit Magneten aus lös t. Die Finger fliegen nur so hin und her, die Töne folgen, Bronze- und Stahlbleche, Stein-Xylophon und Ballastsaiten arbeiten in der Klangfolge, die Paul Fuchs – gelernter Bildhauer – vorgibt.

Mittendrin steht Hariolf Schlichtig wie ein Fels in der Brandung – die Augen geschlossen, die Bratsche unterm Kinn. Der Bogen in seiner Hand streicht sanft über die Seiten. „Seit zwei Tagen nehmen wir die Atmosphäre dieses Hofes in uns auf, damit Freitag alles passt“, erzählen die beiden später. Sie proben und improvisieren, stundenlang.

Vier Kulturstationen in der Stadt

Die Klangkünstler und Andreas Kaufmann sind heute abend zwei von vier KulturStationen in der Stadt. Das Programm im Überblick: 18.30 Uhr und 19.45 Uhr Konzert Giardino musicale auf der Burg, ab dann durch gehend Skulptur von Hannes Forste, auf dem Burg-Rundweg, 19.45 Uhr und 20.45 Uhr Improvisieren Hariolf Schlichtig und Paul Fuchs im Hof des Drahtuseums, 20.30 bis 22.20 Uhr Lesung mit Zé do Rock im Eiscafé an der Mittleren Brücke, ab 22 Uhr Lichtskulptur von Andreas Kaufmann auf dem Burgberg. Zwischen den Stationen kann ein Busshuttle benutzt werden.


Westfälische Rundschau – 12.09.2002 Mitreißende Spiellaune: Jugendsinfonieorchester entfacht Feuerwerk Konzert im Kulturhaus im Rahmen der “grenzgänge”

Von Monika Salzmann

Märkischer Kreis. Junge Virtuosen in mitreißender Spiellaune, ein hochkarätiger Solist und ein Programm, das betörte: Standing Ovations „verdiente“ sich das Märkische Jugendsinfonieorchester am Sonntagabend im gut besuchten Kulturhaus, im Rahmen der „grenzgänge – Zwischen Kunst, Musik und Literatur“ auf Einladung des Märkischen Kreises und der Märkischen Kulturkonferenz in Lüdenscheid zu Gast.

Aus einem Guss das anspruchsvolle, mit Bravo-Rufen gefeierte Sinfoniekonzert. Zwei Zugaben waren „Pflicht“ für die jungen Künstler. Unter Leitung von Christopher Wasmuth, der seine Musiker souverän durch den Abend führte, galt das Augenmerk des Märkischen Jugendsinfonieorchesters dem Musikdrama Richard Wagners und – mit der Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88 – einem Höhepunkt in Antonin Dvoraks sinfonischem Schaffen. Mit Bassbariton Ralf Lukas, 1988 mit dem Märkischen Stipendium für Musik ausgezeichnet und seither – unteranderem – sowohl mit den Wiener Philharmonikern unter Lorin Maazel bei den Salzburger Festspielen als auch mit den Berlinern Philharmonikern unter Claudio Abbado in Japan erfolgreich, bereicherte ein Ausnahmesänger das Geschehen. Brillant, mit welcher Inbrunst und Ausdruckskraft der vielfache Preisträger internationaler Wettbewerbe Wagners „Walküren“-Wotan sang – und mit dem jungen Orchester harmonierte. Schon mit Richard Wagners Siegfried-Idyll stellten sich die Musiker – technisch über jeden Zweifel erhaben – ein Zeugnis erster Güte aus. Einfühlsam, in sanftem, geschwungenen Tonfall, näherten sie sich dem poetischen, effektvollen Werk, das Wagner 1870 zum Geburtstag seiner Frau Cosima schrieb, durchaus, obgleich sich Themen der „Siegfried“ – Oper darin finden, als eigenständige Komposition anzusehen. Dem „Walküren“-Wotan ebnete das eingängige, stimmungsvolle Stück fulminant den Weg. Hervorzuheben die kleine, feine Bläserbesetzung . Mit Wotans Abschied und Feuerzauber drangen das Orchester und Solist Ralf Lukas tief in das Musikdrama Richard Wagners ein. Kraftvoll, leidenschaftlich und hoch dramatisch, greifbar Schmerz, Zerrissenheit und Trauer, schilderten die Musiker tragisches Geschehen. Die Tragödie Wotans, der seinen Sohn Siegmund verliert und seine Tochter Brünhilde bestrafen muss, war nah, fassbar und anrührend präsent. Herrlich erhob sich die Stimme des Solisten über das erweiterte, mit zwei Harfen und großer Bläserbesetzung agierende Orchester. Ausdrucksstark, klar die Aussprache, wunderbar die Intonation, verlieh er Wotans Abschiedsschmerz Größe und Gewicht. Nicht von ungefähr hatte Ralf Lukas 2001 mit seinem ersten kompletten Ring-Zyklus in Münster Erfolg. Mit Dvoraks achter Sinfonie, neben der neunten Höhepunkt seines sinfonischen Schaffens, wandte sich das Orchester einem äußerst populären, durch seinen melodischen Schmelz, seine einnehmende Gelassenheit und raffinierte Instrumentation beliebten Werk zu. Der reichen, überbordenden Erfindungskraft Dvoraks folgend, begaben sich die Musiker auf fantasievolle Pfade. In vier Sätzen – variationsreich der Kopfsatz, kunstvoll das Adagio, melancholisch angehaucht das Scherzo und ein Feuerwerk das Finale – spielten sich die Künstler in die Gunst des Publikums. Frenetischer Beifall ließ nicht auf sich warten.


Westfälische Rundschau – 12.09.2002 Kammermusik vom Feinsten vor leider nur mäßig besetzten Kulturhausrängen MKK-Reihe “grenzgänge” mit Christian Tetzlaff, Diemut Schneider und Bernd Zack

Märkischer Kreis. (MS) Bach gesellte sich zu Mozart, Schumann traf Bruch. Kunstvoll gewobene Tonkunst begegnete dem Charme verspielter, berauschender Heiterkeit. Sanfte, versonnene Poesie fand neben farblich aparten Stimmungsbildern ihren Platz. Bezwingend die Interpretationen, faszinierend die Ausführung.

Kammermusik vom feinsten, differenziert, kreativ, mit technischer Brillanz und Gestaltungsvermögen zum Ausdruck gebracht. Barock, Klassik und Romantik durchmaß das festliche Jubiläumskonzert der Märkischen Kulturkonferenz (MKK) am Montagabend im Kulturhaus in großen Schritten. Dort verwöhnten mit Christian Tetzlaff (Violine), Diemut Schneider (Klarinette) und Bernd Zack (Klavier) im Rahmen der „grenzgänge“, 25 Jahre Märkische Kulturkonferenz, hochkarätige Künstler das Ohr. Ein Erlebnis war es, virtuosen, diffizilen Klängen zu lauschen. Schade nur der mäßige Besuch. Ein volles Haus hätte der Veranstaltung, von den Stadtwerken unterstützt, in jedem Fall besser angestanden. Station im Barock machte Christian Tetzlaff, MKK-Stipendiat für Musik 1985 und regelmäßig auf großen Konzertpodien der Welt zu Gast, zum Auftakt des facettenreichen kammermusikalischen Geschehens mit Johann Sebastian Bachs Partita d-Moll für Violine solo (BWV 1004), ernst in der Stimmung, Grenzen sprengend in der überbordenden Chaconne, kraftvoller Höhepunkt des Werks. Konzentriert durchmaß der Violinvirtuose die fünf Sätze der Suite und öffnete erlesenem Konzertgenuss das Tor. Den Charme Mozart ’scher Leichtigkeit fingen Christian Tetzlaff, Diemut Schneider (MKK-Stipendiatin für Musik 1984 und heute stellvertretende Soloklarinettistin des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters) und Bernd Zack (MKK-Stipendiat für Musik 1979/80) mit dem „Kegelstatt-Trio“ für Klarinette, Viola und Klavier Es-Dur (KV498) ein. In wunderbarer Harmonie – gleitende, unmerkliche Übergänge und reizvolle, präzis aufeinander abgestimmte Klangfarben – präsentierten sein heiter sich verströmendes Kleinod.


Westfälische Rundschau – 10.09.2002 “Grenzgänge”: Auf sonderbaren Wegen durch Deutschland Rochus Aust, Märkisches Jugendsinfonieorchester und Zé do Rock bei der 25-Jahr-Feier der Märkischen Kulturkonferenz

Märkischer Kreis. Gibt es nun einen deutschen Sonderweg, oder nicht? Die Historiker sind sich nicht einig , ob es einen gab, und im aktuellen Wahlkampf wird der Regierung vorgeworfen, sie schlage einen neuen Sonderweg ein. Was aktuelle Künstler dazu meinen, wurde bei dem viereinhalb-stündigen Programm deutlich, das Samstag im Rahmen der 25-Jahr-Feier der Märkisch en Kultur Konferenz (MKK) im Iserlohner Parktheater lief. Fazit: Vieles in Deutschland ist sonderbar.

„Grenzgänge“ war der programmatische Titel des Abends, der vor allem auf das Grenzen überschreitende Miteinander von Kunst, Musik und Literatur anspielt – ein zentraler Gedanke für die Arbeit der MKK. Alljährlich werden junge Vertreter aller drei Sparten mit einem Stipendium ausgezeichnet, um sie in ihr er Arbeit finanziell und ideell zu unterstützen. Einige dieser Stipendiaten präsentierten sich am Samstag im gut besuchten Parktheater. Rochus Aust macht e mit seinen Installationen den Anfang. Gleich im Eingangsbereich hatte der in Iserlohn aufgewachsene MKK-Stipendiat von 1990 etwa 1500 Playmobil-Püppchen mit Trompeten in der Hand aufgebaut. Wie putzig, hätte man meinen können. Bei genauerem Hinsehen erkannte man aber, dass die Männchen militärisch exakt in Reih und Glied standen, allesamt blond und arisch waren und eher an einen faschistoiden Aufmarsch gemahnten . Dazu hob Rochus Aust zu einem ohrenbetäub enden Geschrei an, das an einen japanischen Befehlshaber erinnerte , und marschierte unter grellem Trompeten-Geheul im Stechschritt durch das Theater. Das war dann überhaupt nicht mehr so putzig.

Zehn solcher Installationen aus neuer Musik, virtuell er Kunst und Performance, die alle schon an anderen Orten ausgestellt wurden, hat er unter dem Titel „retroXpect“ im ganzen Parktheater aufgebaut. Und bei vielen gilt das Motto: Der erste Schein trügt. In den meisten Fällen verbirgt sich gerade vor dem Hintergrund der besonderen deutsch en Geschichte eine knallharte politisch-gesellschaftliche Aussage dahinter. Im Anschluss daran wurde es dann geradezu urdeutsch romantisch. Das Märkische Jugendsinfonieorchester, das einst von einem MKK-Stipendiaten gegründet wurde, spielte im großen Saal das „Siegfried-Idyll“ aus Wagners „Ring des Nibelungen“. Mit durchaus reifem Ton bewältigten die jungen Musikschüler ihr anspruchsvolles Programm und zeigten mit Dvoráks siebter Symphonie, dass es anderenorts in Europa zur gleichen Zeit sehr viel schwungvoller und heiterer zuging.

Sprache durch den Wolf gedreht

Für einen skurrilen Schlusspunkt sorgte dann der aktuelle Literatur-Stipendiat Zé do Rock, indem er die deutsche Sprache durch den Wolf drehte und mit seinem selbst entwickelten „Ultra-Doitsch“ eine recht eigenwillige Alternative und überaus verschrobene Geschichten bot. Auch wenn sich das Publikum dabei vor Lachen bog – bloßer Klamauk war das nicht. Rock stimmte über einige deutsche Besonderheiten nachdenklich. Etwa darüber, dass immer mehr Worte von rechten Gruppen in Beschlag genommen und so im normal en Gebrauch tabuisiert werden. So fürchtet er, dass schon bald das Wort „Ausländer“ zu eine m Schimpfwort wird und im Wahn der Political Correctness durch „ausländische Mitmenschen“ ersetzt wird. Das wäre wohl einzigartig auf der Welt und ebenfalls Teil der besonderen Verhältnisse in Deutschland.


Westfälische Rundschau – 09.09.2002 Wo die Kunst auch ‘mal ihre Leber verliert “grenzgänge”-Ausstellung eröffnet


Westfälische Rundschau – 06.09.2002 Dauerhafte Magnetwirkung eines Preises “grenzgänge”: alle 24 Kunst-Stipendiaten der Märkischen Kulturkonferenz dabei

Von Nicole Kirchhoff

Lüdenscheid. Manchmal sind sie sich begegnet. Am Fuße der Burg Altena, auf dem Aussichtsturm ganz im Süden Lüdenscheids, vor der Iserlohner Silhouette: die Nachwuchs-Talente aus Musik, Bildender Kunst, aus der Literatur – die Grenzgänger.

Vermutlich hatte es die wenigsten von ihnen ausgerechnet in den Märkischen Kreis gedrängt. Dessen hoch dotiertes Stipendium jedoch war bereits kurze Zeit nach seiner Installierung ein Magnet für diese Region. Das Stipendium der Märkischen Kulturkonferenz (MKK) feiert nunmehr – wenn man so will – seinen 25. Geburtstag. Ein großes Fest steht bevor, rauschend und nachhaltig, facettenhaft. Es wird sich in den kommend en Wochen durch das gesamte Kreisgebiet schlängeln, voller Stimmengewirr bietet es gleichermaßen Augenschmaus und Lautmalerei: „grenzgänge“.

Auftakt soll heute Abend in Lüdenscheid ein, „dem Hauptstandort der Bildenden Kunst im Kreis“, wie der MKK Vorsitzende Klaus Crummenerl gestern betonte. Um 19.30 Uhr wird in den Museen der Stadt Lüdenscheid eine Ausstellung eröffnet, an der sich alle 24 Bildenden Künstler, die als Stipendiaten im Märkischen Kreis tätig waren, beteiligen. Auch wenn es nicht immer einfach war, den einen oder anderen irgendwo in Europa aufzutreiben… Was den Besucher im Museum und in der Städtischen Galerie erwartet, ist mehr Parcours denn Schau. Deutlich wird natürlich, dass alle Stipendiaten Vertreter einer konkreten, konstruktiven Sichtweise gegenwärtiger Kunst waren und immer noch sind – unabhängig vom jeweiligen Schwerpunkt, von Techniken und erst recht Lebensläufen. Die Fachjury hat sich im zurückliegenden Vierteljahrhundert immer intensiv mit

den jeweiligen Aufgabenstellungen und ihren Einsendungen auseinander gesetzt – und in mal mehr, mal weniger ausgeprägtem Diskurs zum Konsens gefunden. Dabei war Uwe Obier, der kürzlich in den Ruhestand gegangene Leiter der Städtischen Galerie Lüdenscheid, stets ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Impulsgeber. So lag es also nahe, die große Ausstellung zum Jubiläum (zumal unter seiner Federführung) in Lüdenscheid zu zeigen. Objekte und Bilder, Zeichnungen . Fotografien und Video-Installationen sind nun zu sehen , allesamt als Zeugen individueller künstlerischer Entwicklungen, an denen die jeweiligen Arbeitsaufenthalte im Kreis nicht selten wesentlich beteiligt waren. Neben der Ausstellung in Museum und Galerie Lüdenscheid ist noch eine zweite in Iserlohn geplant. Am Samstag, 14. September, wird um 20 Uhr in der dortigen Städtischen Galerie eine Ausstellung mit Werken der amtierenden Stipendiatin Judith Samen und ihres Vorgängers Tom Groll eröffnet.

,,grenzgänge „: Bis zum 29. September. Täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr im Museum und in der Städtischen Galerie Lüdenscheid.


Stadtspiegel – 04.09.2002 “grenzgänge” zwischen Kunst, Musik und Literatur Veranstaltungsreihe vom 06. bis 28. September

Iserlohn/Hemer. (Fa) Die Märkische Kulturkonferenz (MKK) vergibt in diesem Jahr zum 25. Mal Stipendien in den Sparten Kunst, Musik und Literatur. Dieses Jubiläum wird zum Anlass genommen, Kunst, Musik und Literatur in dem Projekt „grenzgänge“ miteinander in einen fruchtbaren Dialog zu setzen.

Die Veranstaltungsreihe ,,grenzgänge“ (6. bis 28. September) ist ein Kooperationsprojekt zwischen der MKK und den Städten Lüdenscheid, Altena und Iserlohn. Die ehemaligen Stipendiaten sowie einige der MKK verbundenen Gäste waren eingeladen, sich an spartenübergreifenden Veranstaltungen zu beteiligen. Neben traditionellen Angeboten gibt es viele neue, innovative und interdisziplinäre Veranstaltungen.

Den Start macht die Ausstellungseröffnung „grenzgänge“ am Freitag, 6. September, um 19.30 Uhr in den Museen der Stadt Lüdenscheid. Einen Tag (Sa., 7. September) später wird der in Iserlohn aufgewachsene Rochus Aust in den Räumen des Parktheaters seine Ausstellung ,,retroXpect“ mit einer konzertanten Begehung um 19 Uhr eröffnen. Um 20 Uhr gibt das Märkische Jugendsinfonieorchester im Parktheater ein Konzert. Es schließt sich eine Show-Lesung mit Zé do Rock und Martin Lüning an. „Vier Arten meinen Vater zu beerdigen“: aus ihrem Buch wird die Autorin Liane Dirks am Donnerstag, 12. September, um 19.30 Uhr in der Iserlohner Stadtbücherei lesen. Ein großes Fest in der Städtischen Galerie Iserlohn steht dann für Samstag, 14. September, auf dem Programm. Nach der Show-Lesung von Zé do Rock um 18.30 Uhr wird die Ausstellung mit Fotografien von Judith Samen und den Fotografisch thermischen Installationen von Tom Groll eröffnet. Eine Klangperfomance mit dem Titel „Föhnhechte und Stahlhagel“ ab 21 Uhr schließt sich an. Gleich zwei Mal werden in der Dechenhöhle „grenzgänge“ vorgenommen. Am 16. und 27. September findet jeweils um 20 Uhr eine konzertante Begehung der intermediale Installation von Rochus Aust mit „brass of the moving image“ statt. „Bild und Klang“ – die interdisziplinäre Performance mit Martin Herchenröder und Daniel Hees kann am Sonntag, 15. September, um 17 Uhr in der Hemeraner Ebbergkirche besucht werden. Mit einem Kulturfest für die ganze Familie am Samstag, 28. September, ab 15.30 Uhr in den Lüdenscheider Museen wird das Projekt ,,grenzgänge“ beendet. Ausführliche Informationen gibt es im Internet unter www.grenzgaenge-mkk.de.


Märkischer Pressespiegel – 27.08.2002 Bei Dirk Hupe sind Worte wirklich Bausteine der Sprache

Lüdenscheid Kunstinteressierten Lüdenscheidern wird vor allem noch seine egalkonstruktion im Innenhof der Museen im Gedächtnis sein: Dirk Hupe hat als Stipendiat der Märkischen Kulturkonferenz im Jahr 1998 in Lüdenscheid interessante Spuren hinterlassen. Auch von dem Essener Künstler gibt es noch Kataloge im Museum am Sauerfeld und für 7,70 Euro „Textfragmente – Schriftbilder“, für 5,10 Euro „Objekte“ und „Sprachräume“ (plus CD) für 20,50 Euro. Hupe geboren 1960 in Essen, studierte an der Philosophischen Fakultät Germanistik und Philosophie, anschließend Kommunikationsdesign. Sein Bezug zur Sprache wird in allen Werken Sichtbar. Auch dann, wenn er die Buchstaben als Objekte nutzt, die Sprache fragmentiert. In seinen „Sprachpräparaten“ nehmen die Schriftzeichen wirklich Form an, werden im wahrsten Sinne zu Bausteinen. Der Betrachter wird zum Bauherren der Worte. Sichtbar wird das vor allem in seinen Sprach-Regalen, in denen die Metallböden zu Zeilen werden, der ganze Raum mit Sprachfetzen gefüllt wird. Dirk Hupe hat sich für einen besonders zeitlosen und unaufdringlichen Weg des Ausdrucks entschieden, und so stecken die Kataloge voller Anregungen, die auch heute noch Spannung erzeugen. bis


Westfälische Rundschau – 23.08.2002 Doppelbödig und Neues entdeckend: “grenzgänge” zum Jubiläum der MKK Literatur, Musik und Bildende Kunst versprechen spannende Begegnungen

Märkischer Kreis. (mel) ,,Normalerweise läuft man an Grenzen entlang, wir wollen sie überschreiten“ – dieses Zitat des MKK-Vorsitzenden Klaus Crummenerl gestern bei der Vorstellung der „grenzgänge“ steht nicht nur als Intention hinter der Jubiläumsaktion zum 25jährigen Bestehen, sondern hinter der gesamten Konzenption der Märkischen Kulturkonferenz seit ihrer Gründung .

So erinnerte Crummenerl daran, dass die Märkische Kulturkonferenz vor dem Hintergrund der kommunalen Neuordnung und vielerorts vorhandener Animositäten entstanden sei, auch mit der Überzeugung, das Kunst und Kultur identitätsstiftend für das künstliche Gebilde Märkischer Kreis wirken können. Die „grenzgänge“ sollen aber auch die oftmals noch in den Köpfen der Kulturfreunde herrschenden Grenzen zwischen den verschiedenen Bereichen Bildende Kunst, Musik und Literatur – in allen diesen Bereichen vergibt die MKK seit 25 Jahren ihre Stipendien – überwinden. Deshalb steht das Thema „Begegnung“ hinter allen Veranstaltungen. ,,Die Jubiläumsveranstaltungen sind nicht spartenbezogen, sondern sollen alle Bereiche miteinander in Beziehung bringen“, so Crummenerl. Selbst wenn die Stipendiaten mittlerweile in alle Winde verstreut sind und größtenteils hohes Ansehen genießen, haben sie dennoch eine enge Beziehung zum Märkischen Kreis und zur MKK bewahrt: Von den insgesamt 72 Stipendiaten beteiligen sich über 60 an den verschiedenen Aktionen zum Jubiläum. Bestes Beispiel: Die Ausstellung „grenzgänge“, die am 6. September als Auftaktveranstaltung in Lüdenscheid die Jubiläumsreihe eröffnet: Alle bisherigen 24 Stipendiaten aus dem Bereich Bildende Kunst beteiligen sich an der aktuellen Werkschau. „grenzgänge“ – der Titel ist Programm, denn nicht nur Künstler, sondern auch das Publikum ist gefordert, in traditionellen, ab er auch in neuen und ungewöhnlichen Formen Literatur , Kunst und Musik neu zu entdecken. So wird sich am 16. September in der Iserlohner Dechenhöhle eine begeh bare intermediale Installation von Rochus Aust finden, die zu einer konzertanten Entdeckung ein lädt. In der „Langen Nacht der Literatur“ am 21. September in der Lüdenscheider Stadtbücherei begegnen sich ehe malige Literatur- und Musik-Stipendiaten und experimentelle Wort-Ton-Künstler. Im Iserlohner Parktheater treffen am 7. September Literaten, die märkischen Jugend-Sinfoniker und Event-Künstler Rochus Aust aufeinander. Die „grenzgänge“ sind aber auch generationenübergreifend: Zum Kulturfest in den Lüdenscheider Museen am 28. September sind alle Familien eingeladen, für Kind er ab fünf Jahre gibt es Workshopangebote.


Westfälische Rundschau – 23.08.2002 Wo die Burg leuchtet und der Höhlenbär malt Spartenübergreifendes Projekt “grenzgänge”

Von Carina Turner

Märkischer Kreis. Wenn zwischen Kunst, Musik und Literatur Grenzen überschritten werden, wenn die Kultursparten in Dialog treten, dann sind das die „grenzgänge“ im Märkischen Kreis.

Der Name ist Programm: Kunstrichtungs- und städteübergreifend werden bei 28 Veranstaltungen vom 6. bis 28. September aus Literaten Musiker, und aus Bildenden Künstlern werden Autoren. Der Kreis feiert das 25-jährige Bestehen der Märkische Kulturkonferenz. In vier Städten sind über 60 Künstler, die die MKK seit ihrer Gründung gefördert hat, in Aktion. Ein Highlight zwischen Ausstellungen und Symposien, Konzerten, Workshops und Lesungen ist ein Kulturspektakel rund um die Burg Altena. Motto: ,,Was wird am Abend des 13. September aus der Burg?“ Sieht das Auge in riesigen Illuminationen auf dem Burgberg die Realität des Wahrzeichens oder nur seine Projektion? Der Lichtkünstler Andreas M. Kaufmann will (s)eine Antwort geben. Bevor seine Installation den Blick auf eine neue Burg-Welt eröffnet, wird eine Nacht der Kultur-Sinne gefeiert. An vier ,,KunstStücken“ entlang (Musik, Literatur, Kunst) werden die Besucher zu Fuß vom Burgberg hinunter durch das Tal auf den gegenüberliegenden Berg geführt, um von dort die beste Aussicht auf die Lichtinstallation zu haben. Rund um die Veranstaltung in Altena werden ebenso ungewöhnliche Wege beschritten: So lädt Rochus Aust mit einer Armada aus 3 000 Trompete spielenden Playmobil-Männchen ins Parktheater Iserlohn. Der Solist Ralf Lukas singt Wagner, und in der Dechenhöhle gilt Rochus Austs „instrumentales Prinzip“: ,,Keine Höhle ist keine Talsperre ist kein Kühlturm. Dann eher doch ein Kühlschrank“. Da kann nur noch der malende Höhlenbär etwas retten…

Infos im Internet: www.mkk-grenzgaenge.de


Westfälische Rundschau – 23.08.2002 Vier Künste, ein Spektakel und viele Volt Zum Geburtstag der Kulturkonferenz

Altena. (ina) Mit weiß zugemalten Fensterscheiben kommt der Bus am Langen Kamp angefahren. Mit Hilfe von Schablonen sind Buchstaben ausgespart . Durch Sonneneinstrahlung, Licht und Schatten fliegen sie durch die Luft, wirbeln durch den Bus, ähnlich wie die Klangfetzen aus den Lautsprechern. Das ist Kunst. Ein Vorgeschmack auf die Kunst, wie sie Altena am 13. September mit dem Kulturspektakel zur Feier „25 Jahre Märk ische Kulturkonferenz“ erlebt (WR berichtete).

Der Buchstabenbus heißt „Kunstlichtbus“ und brachte gestern Vorboten der Veranstaltung in die Stadt. Wie den bildenden Künstler Hannes Forster. Seit Tagen ist er auf dem Rundweg um die Burg dabei, eine Skulptur aus handgeformten Ziegelsteinen zu errichten. „Als architektonischen Kontrapunkt zum mittelalterlichen Gemäuer“, sagt der Künstler. Mit dem Werk, das auf den ersten Blick ein wenig an einen gemauerten Grillkamin erinnert, hat Forster die Formen der steinernen BurgStützen aufgenommen, die entlang der Burgmauern zu finden sind. Die Arbeit trägt – noch – als Motto den Titel„ Über Kreuz (Stützpfeiler)“. Sie ist am 13. September das zweite von vier „KunstStücken“; zuvor spielt bei einem Konzert auf der Burg das Ensemble „Giardino musicale“ Festmusik des 17. Jahrhunderts auf historischen Instrumenten.

Auftakt-Konzert

Das Konzert um 18.30 Uhr in der Burg ist der Auftakt des Kulturspektakels. Im Anschluss werden die Besucher von Stelzenläufern aus dem

Burghof direkt in die Hände von Hannes Forster getrieben, an seiner Skulptur vorbei den Burgberg hinunter zum Deutschen Drahtmuseum. Im Innenhof konzertiert der Bratschist Hariolf Schlichtig gemeinsam mit Paul Fuchs auf dessen überdimensional großen Instrumenten: ,,Föhnhechte und Stahlhagel“ versprechen Klanggenüsse. Weiter geht der Kulturweg durch die Innenstadt zum Eiscafé „Cappuccino“. Dort wieder Genrewechsel – diesmal zur Literatur. Der aktuelle Stipendiat Zé do Rock vermittelt mit Martin Lüning und ganz „Undoitsh“ die Höhen und Tiefen der deutschen Sprache. Aus dem Tal hin auf führt die letzte Etappe des Kulturexkurses. Auf dem obersten Deck des Behördenparkhauses wird das Geheimnis um die Frage des Tages gelüftet: „ Was wird am Abend des 13. September 2002 aus der Burg ,Altena?“ Der Lichtkünstler Andreas M. Kaufmann wird dort seine Spezialprojektor en aufgebaut haben und seine Antwort auf den Burgberg illuminieren. ,,Andreas Kaufmann wird rund 1000 Meter Luftlinie aus leuchten“, verriet MKK-Geschäftsführer Günter Gierke gestern im Lichtbus. Burgberg, aber auch der Wixberg werden ab 22 Uhr in neuem Licht erscheinen. und das drei Nächte lang jeweils bis 3 Uhr. Andreas M. Kaufmann arbeitet dafür mit starken Lasern; die Geräte werden von einer Spezialfirma aus München angeliefert. Daher ist auch kein Probelauf möglich. Doch fest steht: Das Licht von Kaufmann wird zum Abschluss die Augen der Besucher auf Burg und Burgberg lenken, die sich auf eine lllumination freuen dürfen, die Altena noch nicht gesehen hat. Frei nach Goethe: „Welch Getöse bringt das Licht! Es trompetet, es posaunet, Auge blitzt und Ohren staunet.“


Lüdenscheider Nachrichten – 15.08.2002 Ein Wiedersehen mit alten Bekannten und sehr guten Bekannten “Grenzgänge” bringen ehemalige Stipendiaten zurück nach Lüdenscheid. Ausstellung, Konzerte und ein großer Kulturtag in den Museen

LÜDENSCHEID • Eine Wanderung an den Rändern , ein Weg zwischen Kunst und Alltag soll die Kunst gehen , formuliert es Klaus Crummenerl, Vorsitzender der Märkischen Kulturkonferenz. Und so heißt das Jubiläumsprogramm zur 25. Vergabe der Stipendien auch „Grenzgänge“. Mit insgesamt 15 kulturellen Veranstaltungen im gesamten Kreis wird das Ereignis gewürdigt. Schauplatz ist dabei natürlich auch Lüdenscheid. Zum Auftakt wird am Freitag, 6. September , um 19.30 Uhr die gleichnamige Ausstellung in den Museen der Stadt eröffnet. In „Grenzgänge“ zeigen bisherigen Stipendiaten für Bildende Kunst Arbeiten. Dabei sollen zwei Generationen von Kunstschaffenden in einen spannenden Dialog treten. Zu einem Konzert mit dem Märkischen Jugendsinfonieorchester wird für Sonntag, 8. September, ins Kulturhaus geladen. Es dirigiert Christopher Wasmuth Werke von Richard Wagner und Antonin Dvorak. Dabei gibt es auch ein Wiedersehen. Solist ist nämlich Ralf Lukas. Der Bassbariton war im Jahr 1988 Musikstipendiat der Kulturkonferenz. Am Montag, 9. September, geht es im Kulturhaus gleich weiter. Gemeinsam musizieren drei ehemalige Musik-Stipendiaten, und zwar der Geiger Christian Tetzlaff, die Klarinettistin Diemut Schneider und der Pianist Bernd -Zack. Tetzlaff gehört mittlerweile zu den vielseitigsten Musikern seiner Generation. Als Solist gastiert er auf allen Konzertpodien der Welt- mit führenden Orchestern wie den Berliner und Wiener Philharmonikern. Diemut Schneider ist stellvertretende Soloklarinettistin des Frankfurter Opernorchesters und tritt regelmäßig bei großen Kammermusikfestivals in ganz Europa auf. Bernd Zack ist Professor für Klavier an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock. Er absolvierte eine vielseitige musikalische Ausbildung und erhielt bei nationalen und internationalen Solo-Wettbewerben mehrfach Auszeichnungen. Die drei ehemaligen Stipendiaten präsentieren Werke von Schumann, Mozart, Bartok und Bruch. Weiter geht das Jubiläumsprogramm in Lüdenscheid mit einem großen Kulturfest für die ganze Familie am Samstag, 28. September, ab15.30 Uhr in den Museen. Im Mittelpunkt stehen dabei Lesungen, Konzerte, Bodypercussion sowie spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche, die. auf einem spannungsreichen. Parcours das Haus ganz neu entdecken sollen. Neben der Ausstellung der Stipendiaten für Bildende Kunst kommt „Illuminare Klangspektren – IlluminaResonanzen“. zur Uraufführung. Die ortsbezogene Installation von thermischen Lichtobjekten aus Stahl, Fotografien und Wachs steht im Dialog mit Musik und Improvisation. In Werkstätten können die Besucher auch selbst aktiv werden. • bis


Westfälische Rundschau – 31.07.2002 Jubiläum mit “grenzgängen” zwischen Vertrautem und Ungewohntem

Märkische Kulturkonferenz feiert 25jähriges Bestehen mit VMärkischer Kreis. (pmk) Sie sind knallig bunt und fallen sofort ins Auge: Die Plakate für die Jubiläumswochen der Märkischen Kulturkonferenz (MKK) unter dem Titel „grenzgänge“ sind fertig. Zum 25 . Mal vergibt die MKK in diesem Jahr die Stipendien für Musik, Bildende Kunst und Literatur. Ab dem 20. August werden die Veranstalter des Projektes der regionalen Kulturpolitik, das vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert wird, auf die insgesamt 15 Kultur -Events im Märkischen Kreis aufmerksam machen. ,,grenzgänge“ sind Wanderungen zwischen den Welten. Sie spüren Übergängen nach: zwischen den Künsten, zwischen Kunst und Alltag, zwischen Vertrautem und Ungewohnten“, so Klaus Crummenerl, Vorsitzender der Märkischen Kulturkonferenz e.V. Vom 6. bis 28. September werden viele der ehemaligen Stipendiaten der Märkischen Kulturkonferenz noch einmal mit Ausstellungen, Konzerten, Lesungen und Performances an verschiedenen Orten aktiv. Mitveranstalter der Kulturreihe sind neben dem Märkischen Kreis auch die Städte Lüdenscheid, Iserlohn sowie weitere Kooperationspartner. Doch damit nicht genug haben: Mit 18 verschiedenen Postkarten wirbt die MKK für das Projekt „grenzgänge“. Darauf haben sich 18 ehemalige Literatur-Stipendiaten der Märkischen Kulturkonferenz mit Texten verewigt. Alle 18 Karten zusammen ergeben dann wieder das Muster des Plakates. Zu bekommen sind die schmuckvollen demnächst in vielen öffentlichen Gebäuden im Märkischen Kreis. Ab Mitte August wird auch das Programm für die Veranstaltungsreihe zu haben sein.


Westfälische Rundschau – 19.06.2002 Nur für bestimmte Zeit und an einzigartigen Orten Märkische Kulturkonferenz vergibt in diesem Jahr zum 25. Mal Stipendien in den Sparten Kunst, Musik und Literatur.

MÄRKISCHERK REIS • Die Märkische Kulturkonferenz (MKK) vergibt in diesem Jahr zum 25. Mal Stipendien in den Sparten Kunst, Musik und Literatur. Diese Stipendien, die aufgrund der langjährigen Unterstützung durch die beiden der Arbeitgeberverbände Ruhr-Lenne und Lüdenscheid sowie den Märkischen Kreis und einige Städte und Gemeinden realisiert

werden können, zählen zu den best dotierten der Bundesrepublik. Die Namen der Preisträger der vergangenen Jahrzehnte lesen sich wie ein Who’s Who der deutschen Kunst und Kulturszene. Doch nicht nur für die Preisträger bedeutet diese Verleihung einen wichtigen Schritt in ihrer Karriere. Auch umgekehrt profitieren die Menschen in der Region von den hoch talentierten Künstlern, Musikern und Literaten. Dieses Jubiläum nimmt die MKK zum Anlass für das große Kunst- und Kulturfestival „grenzgänge“, das vom 6. bis 28. September in verschiedenen Orten des Märkischen Kreises stattfinden wird.

Traditionelle wie ungewöhnliche Veranstaltungsorte werden genutzt: Museen, Galerien, Burghöfe, Höhlen, Talsperren – der Märkische Kreis ist reich an interessanten Orten, die angefüllt mit Musik und Kunst neu erfahren und Die Künstler und Musiker Jürgen Palmtag (Foto) und Claus van Bebber gehen mit ihrem „Schallplattenkonzert“ auf Schultournee. belebt werden können. Nur für eine bestimmte Zeit und nur an diesen einzigartigen Orten werden Kunst, Musik und Literatur neue Verbindungen eingehen. Vermischen sich, lassen Neues entstehen. Ein erklärtes Ziel dieser Veranstaltungsreihe ist die Heranführung und aktive Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an Kunst und Kultur. Aus diesem Grund sind alle Schülerinnen und Schüler eingeladen, sich an einem Teilprojekt zu beteiligen: Die Künstler und Musiker Jürgen Palmtag und Claus van Bebber gehen mit ihrem „Schallplattenkonzert“ auf Schultournee. Claus van Bebber „spielt“ mit · seinen Plattenspielern und präparierten Platten, als sperrige Variante des gängigen DJ’s. Mundharmonikas und Gitarre erzeugen unübliche Klänge in Verbindung mit vorbereitetem Klangmaterial, das live manipuliert wird. Ziel ist es, im Umgang mit eigenen Aktionen, Samples und interaktiver Beteiligung der Schülerinnen und Schüler „ad-hoc-Kompositionen“ und Songs zu entwickeln. Im Anschluss daran können Gespräche über das Gehörte mit den Künstlern geführt werden. Im Rahmen dieser Klangperformances sollen gemeinsam mit den Jugendlichen Stücke erarbeitet werden, die beim abschließendem Kulturfest in den Museen der Stadt Lüdenscheid am 28. September aufgeführt kommen. In der Zeit vom 23. – 28. September gastieren Jürgen Palmtag und Claus van Bebber im Märkischen Kreis und stehen für Auftritte zur Verfügung.

Für weitergehende Auskünfte steht Alexandra Hupp beim Kulturamt des Märkischen Kreises, Tel. 0 23 52 – 966-70 66, gerne zur Verfügung.


Drei Wochen feiert die MKK Silber-Jubiläum

In Iserlohn ein großes Galerie-Fest geplant

KREIS. (rd) Vom 9. bis 29. September will die Märkische Kulturkonferenz (MKK) ihr 25. Jubiläum feiern. Unter dem Motto „Grenzgänge“ sind zahlreiche Veranstaltungen in mehreren Städten und Gemeinden des Märkischen Kreises geplant. Dazu kommen

die meisten der bisher 72 Stipendiaten aus den vergangenen 25 Jahren noch einmal in den Kreis. Viele von ihnen beteiligen sich an den Jubiläumsveranstaltungen. Einen Überblick gab der Vorstand der MKK bei der Mitgliederversammlung in den Museen der Stadt Lüdenscheid. Höhepunkte des Veranstaltungsreigens sind die Ausstellungseröffnungen Bildende Kunst am 6. September in der Städtischen Galerie sowie den Museen der Stadt Lüdenscheid. Dazu haben sich schon viele der ehemaligen MKK-Stipendiaten aus den Bereichen Bildende Kunst, Literatur und Musik angesagt. Am Freitag, 13. September, findet auf der Burg Altena ein großes Burgfest mit einer Lichtillustration sowie Improvisationen auf selbst gebauten, riesigen Instrumenten statt. Außerdem wird das 4- bis 5- köpfige Ensemble von Kathrin Hirzel alte Musik spielen. In der Städtischen Galerie Iserlohn steigt am Samstag, 14. September, ein Galeriefest mit einer Ausstellung sowie einer Lesung. Beteiligt sind Hariolf Schlichtig, Paul Fuchs sowie der aktuelle MKK-Literaturstipendiat Zé do Rock.

Installation und konzertante Performance bietet Rochus Aust ab 14. September für zwei Wochen an der Fuelbecker Talsperre. Weitere Programmpunkte des MKK-Jubiläums sind ein Open-Air-Kino mit Wasserballett und Seelicht an der Fuelbecker Talsperre, eine Beteiligung ehemaliger MKK-Stipendiaten bei den Kinderkulturtagen in Hemer, eine lange Lesenacht in der Lüdenscheider Stadtbücherei sowie ein Familien und Kulturfest am Samstag, 28. September, in den Lüdenscheider Museen.

Finanziert wird das MKK Jubiläum durch Beiträge der Städte, des Märkischen Kreises, vieler Sponsoren sowie aus dem Fördertopf des Landes Nordrhein-Westfalen für regionale Kulturarbeit. Wie erfolgreich die Arbeit der Märkischen Kulturkonferenz auch in der jüngsten Vergangenheit war, belegte der kurze Geschäftsbericht des MKK-Vorsitzenden Klaus Crummenerl. Nach wie vor stehe die Vergabe der Stipendien im Mittelpunkt der Arbeit, so Crummenerl.